Irland und Portugal suchen in Europa Hilfe, um möglichst schnell an den Kapitalmarkt zurückgehen zu können. Beide Länder hoffen nach Informationen der "Welt" aus ranghohen Regierungskreisen darauf, dass sie die Europäische Zentralbank (EZB) über ihr Anleihenkauf-Programm OMT bei der Emission eigener Staatspapiere unterstützen könnte. Portugal dringt außerdem auf eine spätere Rückzahlung der Hilfskredite aus dem Euro-Rettungsfonds ESM. Derweil verhandelt die irische Regierung mit der EZB über eine Lösung für ihre Altlasten aus der Rettung der irischen Banken.
Die Diskussion jetzt dreht sich um rund 30 Milliarden Euro, die im Jahr 2010 nötig wurden, um die Anglo Irish Bank und die Irish Nationwide Building Society aufzufangen. Diese Summe ließ sich der damals klamme irische Staat gewissermaßen mit Zentralbankmitteln vorfinanzieren: Die Regierung strecke ihre Kapitalspritze auf zwölf Jahre. Die Banken wiederum konnten dank einer Spezialkonstruktion über nahezu die volle Summe verfügen: Das Zahlungsversprechen der Regierung (im Fachjargon „Promissory Notes“ genannt) konnten sie bei der irischen Notenbank verpfänden, um im Gegenzug Notkredite zu erhalten. Die irische Regierung würde die Zahlungsversprechungen nur zu gerne in eine normale langfristige Anleihe umwandeln, die den Staat weniger Zinsen kostet. Forderungen, dass die irische Notenbank diese Anleihen mindestens 15 Jahre halten soll, soll der EZB-Rat zurückgewiesen haben. Nun werde über Varianten ohne eine solche Haltefrist verhandelt, heißt es.
Gleichzeitig bahnt sich allerdings schon die nächste Diskussion zwischen Krisenländern und EZB an. Vergangenen Sommer hatte die Notenbank ein neues Staatsanleihen-Programm namens OMT beschlossen, das darauf gemünzt war, den Investoren die Angst vor einer Schieflage Spaniens oder Italiens zu nehmen. Indirekt haben auch Irland und Portugal von der damit verbundenen Beruhigung profitiert. Nur zu gern würden die Regierungen der beiden Länder OMT aber auch direkt in Anspruch nehmen: Die Rückkehr an den Kapitalmarkt würde den Ländern deutlich leichter fallen, wenn neben privaten Geldgebern auch die EZB bereitstünde, irische und portugiesische Staatsanleihen zu kaufen und damit die zu zahlenden Zinsen zu drücken.