Wie jetzt bekannt wurde, waren nahezu 12 Prozent der Nokia-Aktien „verliehen“. - Hedgefonds waren short und verloren Milliarden.
Von Jochen Steffens
Manche Nachrichten gefallen mir einfach. Warum diese spezielle Nachricht mir gefällt, werden sie gleich verstehen:
Sie haben sicherlich mitbekommen, dass Microsoft Nokia kaufen will und dass daraufhin die Nokia-Aktie geradezu explodiert ist. Herzlichen Glückwunsch an diejenigen, die dort investiert waren.
12 Prozent der Aktien waren verliehen
Interessant ist aber etwas anderes. Wie jetzt bekannt wurde, waren nahezu 12 Prozent der Nokia-Aktien „verliehen“. Sie wissen vielleicht, dass man, um eine Aktie „shorten“ zu können, diese von jemandem ausleiht und sie dann ganz normal an der Börse verkauft. Man erhält dafür den Kaufpreis. Irgendwann jedoch muss man diese Aktie zurückgeben, sie ist schließlich nur geliehen. Zu diesem Zweck muss man sie an der Börse zurückkaufen. Ist die Aktie in der Zwischenzeit gefallen, kann man sie billiger erwerben und macht Gewinn. Steigt die Aktie hingegen, muss man sie teurer zurückkaufen – man verliert Geld. Der Verleiher nimmt logischerweise auch noch Gebühren, die jeweils draufgeschlagen werden müssen.
Wenn 12 Prozent der Aktien verliehen sind, heißt das nichts anderes, als dass diese 12 Prozent der Aktien dazu genutzt wurden, um auf fallende Kurse zu setzen.
Eine extreme Short-Squeeze
Als dann die Nachricht von dem Microsoft-Deal über die Ticker lief, wurde es für die Shorties eng. Der Kurs sprang an, und die Gewinne wurden schnell zu Verlusten. Um diese Verluste einzugrenzen, mussten die Shorties natürlich die Aktien zurückkaufen. In einer solchen Nachrichten-Rally treiben damit die Shorties ganz erheblich die Kurse.
Sie müssen sich vorstellen, dass 12 Prozent der Aktien zurückgekauft werden mussten! Und so ist zu erklären, warum die Aktie zwischenzeitlich um fast 50 Prozent anstieg. Es war eine klassische, aber auch extreme Short-Squeeze.
Nun kennen wir das Prozedere aus den vergangenen Jahren. Hedge-Fonds schließen sich bewusst oder unbewusst zusammen, um auf den Verfall eines Unternehmens zu spekulieren. Und gerade diese Spekulation bringt hin und wieder diese Unternehmen in Schwierigkeiten. Und so waren auch an diesem Deal große Hedge-Fonds beteiligt: Discovery Capital Management, Viking Global Investors, Maverick Capital sowie Lone Pine Capital, etc.
Es gibt Berechnungen, nachdem diese Hedgefonds bis zu 640 Mio. Euro mit diesem Deal verloren haben sollen.
Kommen wir zu dem, was mir daran gefällt: Sie wissen vielleicht, ich glaube an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Auch wenn zurzeit durch das viele billige Geld einiges in Unordnung ist. Aber das Prinzip ist immer dasselbe: Es gibt Dinge an den Börsen, die funktionieren. Und diese werden dann bekannt, so dass immer mehr Menschen, Anleger oder Fonds diese Dinge auch machen. Und dann wird es schwierig, denn es gibt einen Punkt, an dem dieses Etwas eben nicht mehr funktioniert, weil zu viele daran beteiligt sind. Und dann löst sich dieses Spiel in Luft auf...
Die Börse ist schlussendlich doch irgendwie gerecht.