USA: 1.1 Billionen Haushaltsdefizit und kein Ende in Sicht. Es ist DAS Thema der westlichen Industrienationen: Die Staatsschulden, die nun hier in Europa zu der Euro-Krise geführt haben. Und eine wirkliche Lösung ist auch in den USA nicht in Sicht – selbst wenn die Welt ihren Blick zurzeit auf Europa konzentriert.
von Jochen Steffens
Das US-Haushaltsdefizit wird für das laufende Fiskaljahr (bis September) auf 1,1 Billionen US-Dollar geschätzt. Im März war noch von einem Defizit von 1,2 Billionen Dollar ausgegangen worden, nach einem Defizit von 1,44 Billionen Dollar im Vorjahr. Damit sinkt zwar das Haushaltsdefizit seit dem Hoch von 2009 bei 1,8 Billionen Dollar weiter, aber diese Zahlen sind trotzdem alles andere als ein Grund zum Jubeln.
Dazu eine Grafik:
Quelle: de.statista.com und wie angegeben
Seit 2002 stieg die Staatsverschuldung von zuvor 6.078 Mrd. Dollar auf nunmehr 16,639 Mrd. Dollar. Das ist ein Anstieg um 173 %...
Schuldenkrisen, wo man hinsieht
Es ist DAS Thema der westlichen Industrienationen: Die Staatsschulden, die nun hier in Europa zu der Euro-Krise geführt haben. Und eine wirkliche Lösung ist auch in den USA nicht in Sicht – selbst wenn die Welt ihren Blick zurzeit auf Europa konzentriert.
Und natürlich ist der Schuldenabbau das Thema des US-Wahlkampfes um das Präsidentschaftsamt. Jede Partei behauptet, dass sie über funktionierende Konzepte verfüge, die Schulden zu reduzieren. Aber von einem Konzept, dass in den USA mit ihren Besonderheiten der Politik durchsetzbar wäre, habe ich bisher noch nichts gehört.
Also kommt es unweigerlich zur Katastrophe?
Natürlich ist es mit diesen Zahlen einfach, den Untergang herbeizuanalysieren. Eine derart exorbitant wachsende Verschuldung scheint unkontrollierbar. Ich habe selbst Bedenken, dass es ohne größere Katastrophen oder schmerzhafte wirtschaftliche Rezessionen gelingt.
Das gleiche Spiel wie immer
Trotzdem sollte man nicht allzu voreilig mit den Katastrophenszenarien sein. Das Schuldenthema taucht tatsächlich immer nach den langen Seitwärtsbewegungen der großen Indizes auf. Und es ist jedes Mal massiver als zuvor und scheint jedes Mal auch existenziell zu werden. Nur so kann es als Thematik dienen, die Anleger davon abzuhalten, nach den vielen Jahren Seitwärtsbewegung in Aktien zu investieren und nur so kann es den Untergangspropheten den Zündstoff ihrer Horror-Szenarien liefern.
Eine logische Entwicklung
Diese Seitwärtsbewegungen entstehen durch Krisen. In solchen Krisenzeiten werden die Staaten alles tun, um die Wirtschaft zu unterstützen – sprich sie geben viel Geld aus. Gleichzeitig sinken die Steuereinnahmen, hinzu kommen höhere Sozialleistungen und anderen Faktoren, die den Staatshaushalt belasten. Es ist demnach nur logisch, dass die Staatsverschuldung nach ca. 15 Jahren Krise (so lange dauern im Schnitt diese Krisen-Seitwärtsbewegungen) ein zuvor nie gesehenes Niveau erreichen. Das Thema Staatsverschuldung ist immer das zentrale Thema am Ende einer Krisenphase.
Keine Antwort
Nur auf die einzig wirklich gerechtfertigte Frage in diesem Zusammenhang habe ich keine Antwort: Wird es dieses Mal auch wieder, wie in den vergangenen Krisen, schlussendlich gut ausgehen? Das man es kaum glauben mag, ist dabei unbeachtlich. Wie gesagt, das geht mir genauso. Das ging den Analysten in den vergangenen Krisen auch so.
Auch alle Argumente, die hier anzubringen sind, wurden in den vorangegangenen großen Krisen ebenfalls angebracht. or allem der Satz, dass dieses Mal alles anders sei, wird eigentlich immer überstrapaziert. Auch dieser gilt nicht. Wiederholt sich also lediglich die Geschichte? Ich bin überzeugt, niemand weiß es - auch wenn viele denken, sie würden es wissen. Doch so gut die Argumente auch sein mögen, die vorgebracht werden, die Zukunft liegt im Dunkeln.
Die Wahrscheinlichkeit
Und genau das ist der Grund, warum ich einfach darauf setze, dass auch diese Seitwärtsbewegung (zumindest in den USA) wieder von einer Aufwärtsbewegung abgelöst wird (dabei aber trotzdem vorsichtig bin). Ich bin Trader, ich sehe das vollkommen emotionslos aus Sicht der Wahrscheinlichkeit. Es ist wie bei einem Trend, man weiß nie, ob er nicht mit dieser Konsolidierung tatsächlich zu Ende ist. Trotzdem muss man so lange in Richtung des Trends setzen, bis er eindeutig gebrochen ist. Nur so liegt man viele Male richtig und nur einmal falsch. Warum sollte ich also bei dieser Frage anders reagieren?
Und wenn ich mir anschaue, dass der S&P500 gestern sein Jahreshoch gebrochen hat, trotz all dieser Fakten, die wirklich jedem geneigtem Anleger hier und in den USA geläufig sind…
Nun ja, schlussendlich wird die Zukunft uns zeigen, was wirklich geschieht. Alles andere ist Spekulation.