Zoff um das Weihnachtsverbot in Berlin. Päpstlicher Kulturrat bedauert antireligiöse Haltung in der Hauptstadt. In Berlin sei das Christentum "wirklich in der Defensive. - In religiösen Dingen ist Berlin fast so etwas wie eine Wüste."
Kein Tannenbaum mehr an öffentlichen Plätzen - jetzt ist offenbar auch der Vatikan alarmiert. Das Bezirksamt Berlin Friedrichshain-Kreuzberg wollte Weihnachten in diesem Jahr erstmals praktisch abschaffen. Die Behörden erlauben keine Weihnachtsfeiern mehr auf öffentlichen Plätzen oder Straßen, hieß es in der Berliner Zeitung. Ein Tannenbaum darf nur noch an einem zentralen, vorher von den Behörden zugewiesenen Platz aufgestellt werden. Das Festverbot wurde von Grünen, Linken und Piraten beschlossen. SPD und CDU waren angeblich dagegen.
Der zuständige Stadtrat Peter Beckers (SPD) beantwortet den Protest gegen das öffentliche Weihnachtsverbot gegenüber der Berliner Zeitung so: "Warum müssen religiöse Feste in der Öffentlichkeit gefeiert werden?"
Hintergrund des Weihnachtsverbots: Im August wollten Islame das Ende des Ramadans auf Berlins Straßen feiern. Es gab Beschwerden von Anwohnern wegen befürchteten Lärms. Darauf machte das Bezirksamt "kurzen Prozess" und verbot gleich alle religiösen Feste - darunter auch Weihnachten, aus "Gründen der Gleichbehandlung".
Die Stadtverwaltung rudert auf öffentlichen Druck mittlerweile zurück, sagt, es sei alles nicht so gemeint gewesen. Selbstverständlich könne jeder seine religiösen Feste feiern. Fakt ist jedoch, dass die getätigten Aussagen unbestreitbar sind und das Festverbot tatsächlich diskutiert wurde.
Päpstlicher Kulturrat bedauert antireligiöse Haltung in Berlin
Der Präsident des Päpstlichen Kulturrats, Gianfranco Kardinal Ravasi, bedauert eine antireligiöse Haltung in Berlin. Im Interview mit der "Welt" sagte Ravasi über die deutsche Hauptstadt: "In Berlin gibt es eine lange Tradition der Ablehnung von Religion, des Neins zur Religion. In religiösen Dingen ist Berlin fast so etwas wie eine Wüste."
In der Hauptstadt sei das Christentum "wirklich in der Defensive". Berlin sei eine Stadt, "in der sich weit mehr Kulturen kreuzen als wohl in jeder anderen Großstadt Europas. Und Berlin gehört zu den Städten in Europa, in denen die Säkularisierung am weitesten fortgeschritten ist", sagte der Kardinal weiter. Er sagte auch, die Kirche müsse "neue Wege der Kommunikation, des Gesprächs finden, sie muss eine neue Sprache sprechen".