Die Autonomie des Subjekts (lateinisch sub-iacere = unterwerfen, Subjekt= das Unterworfene) mit welcher die Freiheit mitunter definiert wird, ist ein Widerspruch in sich. Wir sind als Subjekt ständig irgendwelchen Zwängen unterworfen, denen wir nachgeben müssen, ob wir das nun wollen oder nicht.
Während es die Natur so eingerichtet hat, das Zwänge, die der Erhaltung des Lebens und des eigenen Körpers dienen, uns angenehme Gefühle bereiten, wie zum Beispiel die Nahrungsaufnahme, sieht es bei Zwängen sozialer Natur schon ganz anders aus. Das beginnt bei der Erziehung durch Eltern, Staat und Schule und endet bei Zwangsbeiträgen, wie gesetzliche Krankenversicherung, GEZ und Steuern.#
Auch im Berufsleben und im Alltag sind wir ständigen, mehr oder weniger lästigen, bisweilen auch bedrückenden Zwängen ausgesetzt, die unser Leben, Denken und Handeln im wesentlichen bestimmen. Die Gedanken sind frei? Mitnichten!
Unser Denken ist durch unsere Sprache und Kultur geprägt, aus der wir nicht heraustreten können. Bereits in den ersten Jahren unseres Lebens werden die wesentlichsten unserer Verhaltensmuster kultureller und persönlicher Natur geprägt und bestimmen, wenn zumeist auch unbewusst, unser Denken und Handeln ein Leben lang entscheidend mit.
Zudem sind wir beständigem Machtstreben anderer - seien dies nun Privatpersonen, juristische Personen oder Institutionen - ausgesetzt, die uns entweder zu reagieren zwingen, um unsere größtmögliche Unabhängigkeit zu verteidigen, oder denen wir uns zu unterwerfen haben, wenn wir nicht widerstandsfähig genug sind und deren Macht uns überfordert.
Die Aufgabe des Staates sollte es eigentlich sein, die individuelle "Freiheit" des Einzelnen weitestgehend zu gewährleisten und ihn vor Machtansprüchen und dem "Recht des Stärkeren" zu schützen. Dabei unterwirft sich in einer Demokratie der Einzelne "freiwillig" dem Willen der Mehrheit. Der Wille der Mehrheit jedoch wird wieder entscheidend von jenen beeinflusst, die dem Staat am nächsten stehen, die Meinung machen, die ihn finanzieren und der Mehrheit über die Politik, deren Handeln vordergründig im wesentlichen von zu erwartenden Wahlerfolgen bestimmt wird, kurzfristig Versprechungen machen, die einer langfristigen positiven Entwicklung des Gemeinwohls jedoch häufig diametral entgegenstehen.
Wie also kann die größtmögliche Freiheit des Einzelnen gewährleistet und verwirklicht werden? Letzten Endes nur durch ihn selbst. Durch Bildung nicht nur seines Wissens, sondern auch seiner Persönlichkeit. Und mit "Bildung" meine ich in erster Linie die klassische, abendländische, humanistische Bildung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht seine Nützlichkeit hinsichtlich des bestehenden Wirtschaftssystems und der mit ihm untrennbar verbundenen, menschenfeindlichen Geldordnung. Kritisches und alles hinterfragendes Denken - conditio sine qua non einer jeden Demokratie - lernt man heute in den Schulen überhaupt nicht mehr. Es ist nicht gefragt, denn es hat für die derzeit bestehende Ordnung keinen Nutzen. Im Gegenteil!
Jeder ist diesbezüglich sich selbst und seinen Kindern gegenüber verantwortlich. Lernt Latein, lest die Philosophen und Dichter, vor allem auch jene der Aufklärung, lest wenigstens eine Zusammenfassung der Geschichte der Philosophie und bildet Eure Persönlichkeit dahingehend, nicht alles nur einem schnöden, unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen zu unterwerfen, sondern den Mensch und das Menschliche an sich in den Mittelpunkt zu stellen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Dann - und nur dann - ist die größtmögliche (keine absolute, die es niemals geben kann) Freiheit in einem demokratischen Staat möglich!