Aktionärsschützer kritisieren geplante Personal-Rochade im Bayer-Aufsichtsrat als „wenig charmant“. DSW rügt rigide Gesetzesvorschrift.
Eine geplante Personalrochade beim Dax-Konzern Bayer ärgert die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Beim Chemie- und Pharmakonzern soll Ex-Vorstandschef Werner Wenning (65) den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen, obwohl die gesetzliche zweijährige Karenzzeit noch nicht verstrichen ist.
Dem Nachrichtenmagazin FOCUS zufolge sieht das Drehbuch für die Bayer-Hauptversammlung Ende April so aus: Aufsichtsratschef Manfred Schneider (73) lässt sich nochmals in das Gremium wählen, kündigt aber an, im Oktober seinen Platz für Wenning zu räumen. Dieser wäre dann seit genau zwei Jahren als Vorstandschef ausgeschieden. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler kritisierte diesen Plan in FOCUS: „Es ist wenig charmant, eine Ehrenrunde zu drehen, um hintenherum wieder hereinzukommen.“
Noch weniger hält die DSW allerdings von der rigiden Wartefrist. Sie soll verhindern, dass Ex-Chefs als Aufsichtsratsvorsitzende frühere Fehler decken – und so dem Unternehmen schaden könnten. Tüngler sähe es lieber, wenn Ex-Vorstandschefs als einfache Aufsichtsratsmitglieder Abstand zu ihrer Zeit im Tagesgeschäft nehmen dürften: „In begründeten Einzelfällen sehen wir nicht ein, dass deren Wissen und Kompetenzen flöten gehen.“
Tüngler sagte, er halte nicht nur Wenning sondern auch die Ex-Vorstandschefs Wolfgang Mayrhuber (Lufthansa) und Jürgen Hambrecht (BASF) als oberste Aufseher ihrer Konzerne für eine gute Wahl.