Wie gehts weiter an den Börsen? Nach der Italien-Wahl lauern noch weitere Bedrohungsszenarien
von Carsten Engelert
Ich habe ja bereits in den vergangenen beiden Wochen auf die Gefahren hingewiesen, die derzeit auf den Aktienmarkt lauern. Da ist die Wahl in Italien. Dann die sich im vierten Quartal verschärfende Rezession in der Eurozone. Diese Woche kam ein neues Bedrohungsszenario dazu. Bestätigen sich alle drei, kann man wohl von einem perfekten Sturm reden, der sich da für die Börsen zusammenbraut!
Überraschende Wende in den USA
Ich habe ja schon oft davor gewarnt. Die extrem expansive Geldpolitik vor allem in den USA hilft nur leidlich, birgt aber enorme Risiken. Es besteht die Gefahr, dass irgendwann der Point-of-no-return überschritten wird, ab dem der „Gaul“ der Fed es nicht mehr schafft, der ausufernden Inflation „hinterher zu galoppieren“. Eine etwas saloppe Ausdrucksweise für das Problem, dass die viel zu exzessive Geldpolitik irgendwann eine heftige Inflation ins Rollen bringt, die ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr einzufangen ist. Diese Gefahr wurde bislang vehement von der Federal Reserve und allen anderen Notenbanken, die den gleichen Kurs fahren, bestritten.
Doch in dieser Woche wurde das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht. Demnach sieht es nicht mal mehr innerhalb der US-Notenbank alle so unbedenklich. Allerdings fürchten sie mehr noch als die Inflation, dass durch die Liquiditätsflut neue Finanzmarktblasen aufgepumpt werden könnten. Diese Sichtweise ist nicht neu, aber neu ist es, dass jetzt auch Notenbanker das einsehen. Die kritischen Notenbanker fordern ein vorzeitiges Ende der massiven Anleihenkäufe in Volumen von 85 Milliarden Dollar – pro Monat!
Die Befürworter innerhalb der Fed wollen das Programm fortsetzen, da noch keine Auswirkungen auf die Inflation messbar sind. Doch die Kritiker sind der Meinung, dass das Programm ausgesetzt werden muss, BEVOR die Erholung am Arbeitsmarkt – was bislang als Ziel für einen Exit genannt wurde – vollzogen hat. Die Kritiker befürchten, dass dann eben der genannte Point-of-no-return bereits überschritten sein könnte. Die nächste Überprüfung der Anleihenkäufe und ihrer Wirkung soll am 19. Und 20. März erfolgen.
Tropfen auf der Herdplatte
Ein vorschnelles Ende könnte jedoch eine harte Wirkung auf die Aktienmärkte entfalten. Große Teile der massiven Kursgewinne der letzten Monate gehen auf den ungeheuren Liquiditätsdruck im Markt zurück. Auch die teilweise sehr guten Gewinne der Unternehmen, vor allem aus der Finanzbranche, sind auch durch die Niedrigzinspolitik künstlich hochgepusht worden.
Fällt jetzt der Liquiditätsdruck weg – es kann auch schon reichen, dass die Anleger befürchten, dass das passieren könnte – und Berlsuconi gewinnt die Wahl am Sonntag – beziehungsweise es gibt ein Wahlergebnis, dass das Land unregierbar macht – sowie eine weitere Verschärfung der Rezession, dann dürfte die Euphorie der letzten Monate am Markt so schnell verdampfen wie ein Tropfen Wasser auf der heißen Herdplatte. Es wäre wohl mal wieder ein perfekter Sturm für die Börsen. Dann bekommen wir einen sehr ungemütlichen März an den Börsen!