Historiker und Journalist Wolfgang Hingst mit einem neuen Buch: "Brandstiftung in Europa". Ein Aufruf gegen Manipulation und Kriegshetze.
Vor unserer Haustüre Krieg! Von Anfang an hat der bekannte Buchautor Wolfgang Hings als Journalist und Historiker die Entwicklung in der Ukraine genau so besorgt beobachtet wie die sinnlose Kriegshetzerei und Abschlachterei im Interesse der EU und der USA auf dem Balkan in den 90er Jahren. In beiden Fällen war von Anfang an klar zu erkennen, dass die Poliktik mit der Brechstange und Nulldiplomatie des Westens durch die einseitige und manchmal auch gegenüber Russland böswillige Berichterstattung in den Mainstreammedien in unseren „aufgeklärten“ Demokratien kompensiert werden sollte. Dafür wurden vor allem NATO-affine Kräfte eingesetzt.
Wolfgang Hingst hat seine Berichte als Zeitzeuge, Journalist und Historiker in der entscheidenden Zeit zwischen April 2014 und Februar 2015 zusammen mit einem kurzen historischen Abriss der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine in seinem Buch „Brandstiftung in Europa!! Der Bruderkrieg in der Ukraine“ nun in Buchform vorgelegt. ER entlarvt darin die Lügen- und Hetzpropaganda des „Westens“ in der Ukrainekrise und skizziert friedliche Auswege aus dem Dilemma. Link: www.trafoberlin.de
Was da auf dem Spiel steht, wurde uns Anfang 2015 auf drastische Weise vor Augen geführt. Dass die Islamisten die Presse-Freiheit mit dem Tode bestrafen, wissen wir spätestens seit dem grauenhaften Attentat auf die Karikaturisten von „Charlie Hebdo“. Wie aber ist es um unsere eigene Pressefreiheit bestellt? Wie können wir hinnehmen, dass Putschisten in Kiew als Helden und dargestellt werden wie kürzlich im „Spiegel“ (1) und Putin (2) als „Brandstifter“ verteufelt wird? Wie ist es um unsere „Pressefreiheit“ bestellt, wenn kritische und besorgte Beobachter der Entwicklung in der Ukraine als „Putinversteher“ denunziert werden?
Diagnose: In Europa nimmt die Pressefreiheit ab. Beispiel: Kürzlich wurde der belgische Journalist Xavier Lambert mit dem Thema westliche Pressefreiheit hautnah konfrontiert. Lambert arbeitet beim Verlag „Sudpresse“ mit den meisten frankofonen Lesern in Belgien. Er stellte eine geplante Titelseite in Frage, auf welcher die drei Attentäter von Paris mit dem Zusatz „erschossen“ dargestellt waren. Überschrift: „Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan“. Lambert wollte diese Form von Gerechtigkeit im nächsten Redaktionskollegium diskutieren. Das kam dem Chefredakteur frühzeitig zu Ohren, der darin einen „inakzeptablen Akt des Aufwiegelns eines bösartigen Querulanten“ (3) sah. Nur weil Gewerkschafter und Journalistenkollegen Sturm liefen, entging Lambert der Kündigung.
Während in Europa anlässlich der Attentate von Paris Massendemonstrationen für die Pressefreiheit stattfinden, nimmt diese Pressefreiheit in Europa ab. Das hat soeben die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ festgestellt. (4) Müssen wir dem autoritären Stil auch autoritär entgegentreten? Ein Journalistenfreund schrieb an Hingst:
„Man darf ihnen nicht mit Sozialarbeitersprache, nicht sanft kommen, sondern autoritär, weil sie alles, was nach Schwäche riecht, an ihre eigene frühkindliche Schwäche erinnert, die sie verleugnet haben. Sie erleben Schwäche als Terror, als Bedrohung, und um sie zu bekämpfen, projizieren sie diese nach außen, auf andere, Minderheiten, Schwächere. Das heißt, sie brauchen Opfer.“
Hingst Antwort: „Wenn wir ihnen autoritär kommen, begeben wir uns auf ihre Stufe. Das kann nur grausam enden. These: Wir müssen den schwersten Weg gehen, das heißt bei uns selber beginnen. Raus aus der ständigen Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte, die wir selbst zu verantworten haben, raus aus den islamischen Ländern, raus aus Öl- und Gasinteressen … Wir müssen dem Islam mit Achtung begegnen, seine Fehler benennen aber auch seine Errungenschaften. Solange die Gegensätze zwischen Sunniten und Schiiten nicht thematisiert werden (die für unser Denken marginal sind), können wird nicht weiterkommen. Wie lange hat es im Christentum gedauert, bis sich Lutherische und Römisch-Katholische angenähert haben? Bis heute, also 500 Jahre. Wir brauchen viel Zeit und Geduld.“
Gerade im Zusammenhang mit dem ruchlosen und abscheulichen Terrorattentat in Paris im Januar 2015 wird die Pressefreiheit als zentraler Wert des Westens genannt. Die guten Leute vergessen allerdings, dass die Freiheit der Presse nur die Freiheit der Eigentümer der Presse ist. Der deutsche Journalist Dirk C. Fleck hat das am Beispiel der angeblichen Führungsmacht des Westens, der USA, so auf den Punkt gebracht: Es gibt in der USA 1500 Zeitungen, 1100 Magazine, 9000 Radiostationen und 1500 TV-Anstalten. Die sind in sechs Händen konzentriert, in sechs Händen, davon sind vier Rüstungsunternehmen und zwei Energieunternehmen.“ (Siehe Artikel „Das US-Protektorat EU kuscht“)
Warum lässt sich Deutschland medial und in jeder Hinsicht von den USA gängeln? Eine überraschende Antwort findet man in einer Aussage von Professor Werner Weidenfeld, dem ehemaligen Koordientator der Bundesregierung für deutsch-amerikansiche Zusammenarbeit. In einer ARD-Talkshow sagte er wörtlich: „Ich kann Ihnen sagen, in meinen 12 Jahren als Amerika-Koordinator hab ich drei Phasen der Verhaltensweisen der amerikansichen Regierung erlebt. In dem Moment, wo man mit ihnen einer Meinung ist, sind wir die besten Freunde, wir umarmen uns, man hat Angst um seine Rippen, weil die Umarmungen so intensiv sind. Wenn wir in zweitrangigen Fragen nicht einer Meinung sind, dann sagt die amerikanische Regierung regelmäßig: Und das passiert uns, wo bleibt die Dankbarkeit in der Geschichte? Wir haben die Freiheit und Sicherheit der Deutschen erobert und behalten. Wenn wir in einer ernsten Frage anderer Auffassung sind, dann kommt (Weidenfeld schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch), Geheimdienstmaterial auf den Tisch, das Deutschand belastet. Und: Entweder ihr macht mit oder ihr seid dran.“ (ARD, Beckmann, 8.4.2014; www.youtube.chom/watch?v=sfuh4rya2aA) Da fragt man sich nur noch, welches Material so belastend für ein Land wie Deutschland ist, dass man es damit so unter Druck setzen kann.
Anmerkungen
(1) „Der rote Platz“. In: Der Spiegel, 14.2.15, Seite 91 ff.
(2) Siehe Artikel „Verlogene Kriegshetzerei“
(3) Alexander U. Mathé: Eklat um Charlie-Berichterstattung. In: Die Presse, 16. 1. 15, Seite 8
(4) Alexander U. Mathé: „Pressefreiheit nimmt in Euroap ab“. In: Wiener Zeitung, 13. 1. 15, Seite 4