Die Situation an den Finanzmärkten spitzt sich dramatisch zu. Gerüchte über ein Frankreich-Downgrade verschärfen die Lage noch. Es droht ein Downgrade-Wettlauf mit desaströsen Folgen. Gold bleibt als einzige Rettung.
von Michael Mross
Sah es Montag morgen noch so aus, als wenn der große Crash ausbleiben würde, so verfinsterte sich die Lage am Nachmittags zusehends. Der DAX tauchte nachbörslich bis unter 5900. Vom Plunge-Protection-Team bisher keine Spur. Wenn auch zu vermuten steht, dass der Dow Jones zum Handelsende hin wieder hochgezogen werden könnte.
Von allen Seiten gibt es derzeit Feuer für die Märkte. Das Downgrade der USA ist immer noch nicht verdaut. Die Amerikaner und die US-Wirtschaftspresse reagieren regelrecht beleidigt. Ihr Stolz ist besonders deshalb gekränkt, weil S&P die Bonität der USA unter der von Frankreich verwiesen hat – was natürlich unweigerlich die Diskussion auslöste, wann die Franzosen unter den Hammer kommen.
Dass die USA schlechter dastehen als Frankreich, ist sicherlich ein ungewollter Rating-Witz. Aber es löst an den Märkten natürlich die Diskussion aus, dass es jetzt zu einem weltweiten Downgrade-Wettlauf kommt. Und damit nicht genug: Auch Moody’s hat angekündigt, die USA runter zu raten. Resultat: Märkte in Aufruhr.
Das Bedauerliche an der Situation ist das Dilemma des Geldsystems: Mehr Schulden müssen her – aber nichts geht mehr. Weniger Schulden bedeuten automatisch Depression und Zusammenbruch. Sparmaßnahmen bedeuten Aufstände, soziale Unruhen und eine weiter verringerte Fähigkeit, Zinsen zu bedienen. Insofern kann man getrost darauf wetten, dass nun eine weltweite Downgrading-Spirale in Gang gesetzt wurde.
Was nun ausgerechnet S&P dazu bewogen hat, in dieser fragilen Zeit mit dem Feuer zu spielen, darüber darf spekuliert werden. Möglicherweise wollten sie den Crash provozieren. Doch die Folgen könnten unkontrollierbar werden. Der Flächenbrand ist kaum noch zu löschen.
Deutschland und Schweiz hätten möglicherweise eine Überlebenschance. Doch Berlin geht Hand in Hand mit Paris in den Abgrund. Eine Spekulation im Schweizer Franken könnte sich schon bald als Desaster herausstellen. Bis jetzt ist es zwar gut gegangen, aber es wird der Zeitpunkt kommen, in dem es auch die Schweiz zerreißt: Todesurteil: Overbanked.
Im Prinzip wurde die Schweiz durch alle Rettungsaktionen mitgerettet, ohne selbst dafür zahlen zu müssen. Würde die Euro-Zone zerbrechen, kann man nämlich die Schweiz ausbuchen. Die Alpenrepublik erleidet dann das gleiche Schicksal wie Island.
So bleibt als rettender Anker nur noch Gold. Die Gründe dafür brauchen hier nicht mehr erläutert werden. Wer es bis jetzt noch nicht begriffen hat, dem ist nicht zu helfen.
Gold kann zwar auch fallen – aber vom Geld wird nichts mehr übrig bleiben. Sollte Gold je wieder unter 1000 Euro gehen, dürfte es eng werden an den Verkaufsstellen – wenn das Edelmetall bis dahin nicht ausverkauft ist. Denn an den künstlichen Spotpreisen der Börse wird sich das Edelmetall auf der Straße schon bald nicht mehr orientieren.