Die Deutsche Bank strebt unter ihrer neuen Führung an, in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu den fünf führenden Universalbanken zu zählen. Die Kapitalausstattung ihrer Bank halten sie für gut, den Aktienkurs für unterbewertet. Ihrem Vorgänger Josef Ackermann weinen Anshu Jain und Jürgen Fitschen keine Träne nach.
Die Deutsche Bank strebt unter ihrer neuen Führung an, in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu den fünf führenden Universalbanken zu zählen. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen wollen die Bank zudem zu einem wieder voll akzeptierten Partner der Realwirtschaft machen. Die künstliche Trennung zwischen Bank und Realwirtschaft in der öffentlichen Diskussion muss wieder verschwinden“, sagten Jain und Fitschen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z./Freitagsausgabe) in ihrem ersten gemeinsamen Interview. Die Kapitalausstattung ihrer Bank halten sie für gut, den Aktienkurs für unterbewertet. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Kapitalanforderungen, also vor allem Basel III, aus eigener Kraft erfüllen werden - und das nicht erst im Jahr 2018“, sagten sie der F.A.Z.
Zugleich spiegle sich im Aktienkurs der Deutschen Bank ein großes generelles Misstrauen gegenüber den Banken des Euroraums wider. Wir werden mit einem Abschlag auf unseren Buchwert gehandelt, den es aufzuholen gilt.“ Sie seien vom Aufsichtsrat berufen worden, um langfristig den Wert der Bank zu steigern, betonten beide gegenüber der F.A.Z.: "Wir werden das nicht auf eine Kennzahl reduzieren. Aber wir werden im Herbst klare Ansagen machen, wie wir die Leistungsfähigkeit und damit die Bewertung der Bank verbessern wollen.“
Dabei setzen Jain und Fitschen weiterhin auf das Modell einer Universalbank, also die Verbindung von Geschäfts- und Investmentbank. "Die Universalbank ist aus der Perspektive des Kunden ein sehr effektives Geschäftsmodell.“ Das Investmentbanking sei ein Herzstück der Deutschen Bank, aber es stehe außer Frage, dass dieser Bereich einige herausfordernde Jahre vor sich habe. "Als Stichwort nenne ich nur die Kapitalvorschriften rund um Basel III, mit denen das Kapital, mit dem bestimmte Investmentbanking-Aktivitäten zu unterlegen sind, möglicherweise verdoppelt oder gar verdreifacht werden muss“, sagte Jain der F.A.Z. Mit der Postbank wiederum, werde man andere Kunden ansprechen als mit der Deutschen Bank, und man werde die Marken weiterhin klar trennen.
Mit Blick auf Griechenland erkennen Jain und Fitschen an, dass es viele gute Gründe“ geben könne, dass Griechenland den Euro verlassen solle. "Aber wenn wir Griechenland im Euro halten könnten, wäre das ein gutes Zeichen.“ Wie groß die Ansteckungsgefahr für Italien und Spanien sei, hänge von der Entwicklung in Griechenland ab.
Zugleich müssten unbedingt Maßnahmen ergriffen werden, die es möglich machten, Staatsanleihen sehr bald wieder als attraktiv einzustufen, auch unter Risikoaspekten. "Ein Modell, wie Banken ohne ein solches Szenario bestehen können, kann ich mir nur schwer vorstellen“, sagte Jain der F.A.Z. "Das würde ja bedeuten, dass man sich nur noch auf amerikanische, britische oder deutsche Staatsanleihen stützen könne - das wäre aber keine nachhaltig tragfähige Lösung."
Ihrem Vorgänger Josef Ackermann weinen die beiden keine Träne nach: "Er wird uns als jemand in Erinnerung bleiben, der die Bank erfolgreich durch schwierige Zeiten geführt hat. Jetzt schlagen wir ein neues Kapitel auf.“ Das wollen beide in großen Einvernehmen tun: "Wir hören einander zu und entscheiden dann, wenn der eine den anderen überzeugt hat, gemeinsam. Am Ende sprechen wir mit einer Stimme - in der Bank und außerhalb der Bank.“
Gegen Eurobonds
Eurobonds, also gemeinsame Anleihen aller Euroländer, und eine Bankenunion, die große europäische Banken unter eine gemeinsame Aufsicht stellen würde, sind zur kurzfristigen Lösung der Probleme innerhalb der Währungsunion ungeeignet, so Anshu Jain und Jürgen Fitschen im Gespräch mit der FAZ. „Sie helfen nicht bei der Lösung der Probleme, die Europa derzeit in den Augen internationaler Investoren so schwach aussehen lassen und kurzfristig gelöst werden müssen“.
Sie warnen davor, Dinge, die Europa kurzfristig anpacken müsse, mit Entscheidungen zu vermischen, die man erst in einer „wirklich politisch und wirtschaftlich integrierten“ Europäischen Union treffen könne. Kurzfristig gelte es allein, Vertrauen zurückgewinnen. Das könne gelingen, wenn die stark verschuldeten Länder jeweils zu einer soliden Finanzpolitik zurückkehrten und tiefgreifende Reformen ihrer Arbeitsmärkte auf den Weg brächen.
„Die Sozialisierung der Verantwortlichkeiten ist keine kurzfristige Lösung, gerade auch aus deutscher Sicht. Das wäre erst dann denkbar, wenn wir wirklich eine Politische Union hätten. Aber das ist noch nicht der Fall“, betonten beide in ihre ersten gemeinsamen Interview mit der F.A.Z.