Ökonomen halten wegen Irak-Konflikt massiven Ölpreisanstieg für möglich. Commerzbank: wenn die Situation weiter eskaliert und Ölproduktion im Süden des Irak Schaden nimmt, „würde der Ölpreis massiv steigen“.
Krämer begründete seine Einschätzung damit, dass der Irak jährlich rund 3,5 Millionen Fass Rohöl fördere – und damit mehr als der Iran (2,5 Millionen). Der Irak sei hinter Saudi-Arabien der zweitwichtigste Ölproduzent der Region. „Wenn die weltweit geförderte Menge um eine Millionen Fass sänke, würde sich der Ölpreis um fünf bis zehn Dollar verteuern“, sagte Krämer und fügte hinzu: „Hier liegen die Risiken für die westlichen Volkswirtschaften.“
Aus Sicht des Chefvolkswirts der Dekabank, Ulrich Kater, geht es weniger um das Rohölangebot aus dem Irak. „Es geht vielmehr um die Möglichkeit der Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens, die die Märkte besorgt macht“, sagte Kater Handelsblatt Online. Die Preisanstiege an den Rohölmärkten deuteten darauf hin, dass erste Risikoaufschläge an den Märkten kalkuliert werden. „Allerdings sollte man zunächst abwarten, wie sich die Lage im Irak entwickelt, noch ist der militärische Ausgang der Auseinandersetzungen nicht klar.“
Der Konjunkturchef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oliver Holtemöller, schätzt zwar die Wahrscheinlichkeit, dass demnächst die Ölproduktion im Süden des Iraks bedroht wird, als gering ein. „Allerdings haben sich die Risiken für die Ölproduktion im Irak, natürlich besonders im Norden, auf längere Sicht deutlich erhöht, weil die Wahrscheinlichkeit eines De-facto-Zerfalls des Staates gestiegen ist“, sagte Holtemöller Handelsblatt Online. „Dies könnte den Ölpreis mittelfristig ein Stück weit nach oben treiben.“ Dämpfende Effekte auf die deutsche Konjunktur erwarte er aber gegenwärtig noch nicht, fügte der Ökonom hinzu.