Historikerkommission: Verfassungsschutz war in Anfangsjahren Chaostruppe. Erfolge erzielte nur die Spionageabwehr – und die war durchsetzt von Altnazis.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) war in den Gründerjahren zeitweise eine unproduktive Chaostruppe, berichtet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. Erfolge erzielte nur die Spionageabwehr – und die war durchsetzt von Altnazis.
Das ist das Ergebnis einer Historikerkommission, die im Auftrag des Inlandsgeheimdienstes dessen NS-Belastung in den Jahren bis 1975 untersucht. Den Wissenschaftlern zufolge hatte das 1950 gegründete BfV keine klare Aufgabenbeschreibung, eine schwache Leitung und inkompetentes Personal.
Der Geheimdienst sei von anderen Behörden als "Abladeplatz für abgehalfterte Mitarbeiter und Querulanten" genutzt worden, urteilt Kommissionsmitglied Michael Wala. Den späteren BfV-Chef Günther Nollau bezeichnet Wala als "ambitionierten Dilettanten".
Immerhin fanden die Historiker überraschend wenige NS-Belastete. Bei der Spionageabwehr stießen sie allerdings auf knapp zwei Dutzend ehemalige SS-, SD- und Gestapo-Angehörige, die als "freie Mitarbeiter" angestellt waren. Ausgerechnet diese Abteilung galt in der Öffentlichkeit als besonders erfolgreich.