WTI-Ölpreis auf 6½-Jahrestief gefallen. - Globales Goldangebot im zweiten Quartal wegen weniger Altgold um 5% gefallen.
Von Commerzbank Commodity Research
Die Ölpreise stehen erneut unter Abgabedruck. Brent handelt wieder deutlich unter der Marke von 50 USD je Barrel. WTI fiel in der Nacht sogar auf ein 6½-Jahrestief von 41,3 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich im Zuge dessen auf mehr als 7 USD je Barrel ausgeweitet, was zuletzt Anfang Mai der Fall war. Die schlechtere Preisentwicklung von WTI in den letzten Tagen erklärt sich mit dem Ausfall einer Rohölverarbeitungsanlage in der größten Raffinerie im Mittleren Westen der USA aufgrund von Reparaturarbeiten. Dadurch sind Verarbeitungskapazitäten von 240 Tsd. Barrel pro Tag außer Betrieb.
Auf die Woche hochgerechnet bedeutet dies einen Anstieg der Rohöllagerbestände um ca. 1,7 Mio. Barrel, wenn alle anderen Parameter wie die Verarbeitung in den anderen Raffinerien, Importe und Produktion unverändert bleiben. Aus diesem Grund dürfte der Lagerabbau in dieser Woche vermutlich deutlich niedriger ausfallen als in den Wochen zuvor. Die Reparaturarbeiten an der Anlage sollen mindestens einen Monat andauern. Danach ist die Sommerfahrsaison vorüber und die Raffinerien fahren ihren Betrieb aufgrund der dann sinkenden Nachfrage und von Wartungsarbeiten naturgemäß herunter. Es ist daher gut möglich, dass der saisonübliche Lageraufbau in diesem Jahr schon früher einsetzt. Trotz des kontinuierlichen Lagerabbaus seit Mai liegen die US-Rohöllagerbestände noch immer knapp 100 Mio. Barrel über dem langjährigen Durchschnitt auf einem sehr hohen Niveau.
Der Goldpreis hat sich von seinem gestern erzielten 3½-Wochenhoch wieder etwas entfernt und notiert heute Morgen bei rund 1.115 USD je Feinunze. Gründe hierfür waren unter anderem der zwischenzeitlich festere US-Dollar und besser als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze in den USA im Juli und Juni. Auch ist die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen wieder gestiegen.
Der Markt rechnet nun wieder mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 50% damit, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im September anhebt. Wie aus dem gestern veröffentlichten Bericht des World Gold Council (WGC) auch hervorging, ist das globale Goldangebot im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 1.032,6 Tonnen gefallen. Dies war dem Rückgang des Angebots an Altgold um 8% auf 251,1 Tonnen geschuldet, während die Minenproduktion dagegen um 3% auf 786,6 Tonnen ausgeweitet wurde.
Der World Platinum Investment Council (WPIC) schätzt, dass durch geringere Investitionen der südafrikanischen Produzenten die Platinproduktion im Land im nächsten Jahr um 16% bzw. mehr als 600 Tsd. Unzen sinken wird. Da es 2017 zu keiner Erholung der Produktion kommen soll, dürfte der globale Platinmarkt laut WPIC auch in den nächsten beiden Jahren Angebotsdefizite aufweisen. Der Platinpreis notierte in den letzten beiden Tagen kurzzeitig über der Marke von 1.000 USD je Feinunze, wozu auch deutliche Zuflüsse in die ETFs beigetragen haben dürften. Diese verzeichneten allein vorgestern mit 51,3 Tsd. Unzen den stärksten Tageszufluss seit Mai 2014.