Die Welt bleibt nicht stehen. Die "tagesschau" wird Geschichte sein. Wie die "Wochenschau" oder die "Aktuelle Kamera". Erzählung und Erzähltes rücken immer näher zusammen. Zum Wohle der Wahrhaftigkeit.
Von Carlos A. Gebauer
Die "tagesschau" hat das Gespür dafür verloren, was relevant ist? Nein. Ich denke, es ist anders.
Die Nachrichtenmacher der Vergangenheit haben die Macht verloren, Relevanz vorzugeben. Ihnen ist das technische Privileg abhanden gekommen, das Relevante, Maßgebende, Diskussionsbestimmende autonom und selbstherrlich zu diktieren. Das dezentrale Internet hat ihnen diese Möglichkeit zum Tonangeben genommen.
Erstmals in der Rundfunkgeschichte seit dem Volksempfänger stehen die Nachrichtenmacher unter wirklichem, breitem Legitimierungsdruck. Und dem halten sie offenbar nicht stand.
Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie läßt Muster erkennen. Wie die katholischen Priester vor 500 Jahren ihre Deutungsmacht verloren, als die Bibel übersetzt und massenhaft als Buch gedruckt in die Lande verteilt wurde, so verlieren nun die öffentlich-rechtlichen Priester ihr Privileg der Relevanzdefinition.
Die Welt bleibt nicht stehen. Die "tagesschau" wird Geschichte sein. Wie die "Wochenschau" oder die "Aktuelle Kamera". Wir morsen ja auch nicht mehr oder telegraphieren. Erzählung und Erzähltes rücken immer näher zusammen. Zum Wohle der Wahrhaftigkeit.