Eurozonen-Banken: Bail-In oder Bail-Out? Wird die Frage bald beantwortet? Aktienmärkte und Bankaktien sprechen für Rückkehr zum Bail-Out!
Von Sascha Opel
Die Sorgen vor einem Markteinbruch vor dem nun eingetretenen No im Italien-Referendum haben sich ebenso als falsch erwiesen, wie schon im Vorfeld die Ängste vor dem Brexit-Votum oder der US-Wahl.
Im Gegenteil: wir erleben gerade live, was passiert, wenn die Masse der Marktteilnehmer skeptisch ist, deshalb hohe Cashpositionen fährt und auf dem falschen Fuß erwischt wird. Sowohl beim US-Dollar zum Euro, als auch an den Aktienmärkten Europas, bei den Bankaktien und bei den Bonds (griechische und italienische Anleiherenditen fielen) sind die Reaktionen das genaue Gegenteil von dem, was man erwarten konnte.
Inwieweit insbesondere die Reaktion der Anleihemärkte auf ein manipulatives Eingreifen der EZB zurückzuführen ist, bleibt natürlich dahingestellt. Die Märkte handeln zumindest so, wie wenn das Referendum genau anders herum ausgegangen wäre.
Oder ist die Logik des Marktes etwa eine andere? Nämlich, dass der EZB nach diesem Votum nichts anderes mehr übrig bleibt, als dauerhaft den Euro „zu retten“. Dann wäre die kurzfristige Reaktion des Euro lediglich auf die hohe Shortposition und deren Eindeckung zurückzuführen. Für 2017 müsste man dann jedoch noch deutlich niedrigere Euro-Kurse befürchten.
Lange habe ich in den letzten Tagen überlegt, ob mir zur weiteren Euro-Entwicklung irgendetwas Positives einfällt. Außer, dass der Aktienmarkt nun wohl deutlich weiter nach oben steigen wird (und man diese Welle natürlich noch gewinnbringend mitreiten kann), als wir uns das alle ausmalen werden (wenn alle skeptisch sind, dürfte nun das „Schicksal des Marktes“ nach oben ausgetestet werden; eventuell steht nun sogar die finale Übertreibungsphase an den Aktienmärkten bevor), sehe ich für die Phase danach leider skeptisch in die Zukunft.
Denn: Für eine echte Kehrtwende in Sachen Euro ist es wohl zu spät. Das Kind ist bereits 2010 nach dem ersten Griechenlandrettungspaket in den Brunnen gefallen. Die Lösung, die sich in der dauerhaften Rettung des Euro abzeichnet, wird sehr wahrscheinlich zu einer „Euro-Lira“ führen!
Euro-Austritte unwahrscheinlich
Gehen wir zurück ins Jahr 2010: Hätte man damals (vor dem ersten Rettungspaket) Griechen- land aus dem Euro entlassen und gleichzeitig eine massive europäische Grenzsicherung aufgebaut, die den Namen auch verdient, dann wäre in Großbritannien nicht über den Verbleib in der EU abgestimmt worden, die Italiener würden heute auch schon ihre Lira 2.0 haben und - wie Griechenland mit neuer Währung - auf dem Weg der Besserung sein. Das italienische Referendum hätte es nicht gegeben, Europa wäre nicht gespalten und die AfD würde nicht existieren!
Sie merken: Ein Satz mit viel „hätte“ und „wäre“. Dafür ist es nun vermutlich zu spät! Man will Griechenland im Euro behalten und Italien ebenso (auch wenn es die Wähler nicht möchten).
Im Grunde tritt nun alles so ein, wie wir es seit 2010 haben kommen sehen. Nur, dass nun eine Lösung des Problems Euro extrem schmerzhaft (für Deutschland) sein wird!
Der Euro und die Migrationspolitik Merkels mit der Aushöhlung des Wohlfahrtsstaates werden Europa sprengen bzw. tut dies ja bereits mit den letzten Wahlen.
Wenn also noch irgendwas zu retten sein soll, dann muss an diesen beiden Punkten massiv an- gesetzt werden.
In Sachen Euro wird jedoch nichts passieren, bis eine Volksabstimmung in irgendeinem Land den Austritt fordert. Wie realistisch ist das? In Frankreich steht Le Pen mit dem Front Nationale in den Startlöchern. Das Programm von Le Pen ist extrem sozialistisch. Nehmen wir an, sie würde gewinnen und tatsächlich aus dem Euro und der EU austreten wollen, dann wird auch dies verhindert werden.
Denn Le Pen müsste bei einer Volksbefragung klar machen, dass bei einer Umstellung auf Franc 2.0 sehr wahrscheinlich 20-25% Abwertung auf die Franzosen warten. Mit allen kurzfristigen Nebenwirkungen. Noch Schlimmer wären die Abwertungen in anderen Ländern, wie Italien und Griechenland. Eine griechische Drachme 2.0 würde wahrscheinlich 40-50% zum Euro ab- werten. Ohne einen massiven Schuldenschnitt mit allen Nebenwirkungen könnte dies unmöglich vonstatten gehen.
Das einzige Land, welches einen Euroaustritt relativ zügig verarbeiten und damit den Rest Europas entlasten würde, wäre Deutschland. Hier würde die DM 2.0 wohl zum Euro auf- werten. Dies würde zwar unsere Exportindustrie - ähnlich wie letztes Jahr in der Schweiz nach der Frankenaufwertung - zunächst stark treffen. Dann aber würde sich die über Jahrzehnte aufwertungserprobte Industrie auch darauf wieder einstellen.
Dass Deutschland jedoch freiwillig den Euro verlässt, um den Rest Europas zu retten, ist so wahrscheinlich, wie wenn San Marino Fußball-Europameister wird.