Lieber Leser,
manche Anleger werden einfach nicht schlau: Da wird dem Traum nachgerannt, durch ein einziges Investment „richtig“ reich zu werden, ganz groß abzusahnen. Das funktioniert natürlich am einfachsten mit Aktien, die einen sehr niedrigen Kurs haben:
Bei einem Kurs von 0,44 Euro ist ein Sprung auf 0,88 Euro eben ein Plus von 100%. Für eine Aktie mit einer Notierung von 44,00 Euro stellt ein Zuwachs von 0,44 Euro halt nur einen Anstieg um +1% dar. So wie bei Deutsche Cannabis:
Bevor der Bundestag den Verkauf von Cannabis zur rezeptpflichtigen Schmerztherapie jüngst legalisierte, notierte die Aktie der Deutsche Cannabis bei den genannten 0,44 Euro. Drei Tage später fand sich der Kurs bei 4,34 Euro wieder. Aktuell notiert der Wert bei 1,72 Euro.
Somit dürften die wenigsten Käufer – die auf die Gesetzesänderung hin eingestiegen sind – hier im Gewinn liegen. Und dabei hätte schon ein wenig simpler Recherche ausgereicht, um dieser Falle zu entgehen:
Wenn Sie die Investor Relations-Seite der Deutsche Cannabis AG anschauen, dann fällt sofort auf: Der letzte dort eingestellte Finanzbericht betrifft das 3. Quartal 2015 – kein Schreibfehler! Zur Abschreckung war lediglich notwendig, diesen Finanzbericht zu öffnen und den Absatz zur Ertragslage zu lesen:
„Unverändert war die Ertragslage der Gesellschaft vom Aufwand zum Erhalt der Gesellschaft geprägt, da sich aus dem im Aufbau befindlichen operativen Geschäft keine Umsätze ergeben haben. Zuflüsse fielen im 3. Quartal 2015 keine an. Die Deutsche Cannabis AG beschäftigte nach wie vor keine Mitarbeiter, weswegen auch kein Personalaufwand anfiel.“
Die Tabelle der Finanzkennzahlen reicht von 2009 bis 2013 (kein Schreibfehler!). Die Zahlen der Geschäftsjahre 2011 bis 2013 sind nur vorläufig und nicht testiert!
Für mich genügte bereits der Anblick des Charts: Ein derart zerfasertes Kursbild wie bis zum 18. Januar 2017 dokumentiert, dass hier quasi kein Handel stattfindet. Tatsächlich konnte der 50-Tage-Durchschnitt der Umsätze über weite Strecken gar nicht berechnet werden, weil schlichtweg keine vorhanden sind.
Der „Umsatz-Berg“ vollendet nun die Erkenntnis, dass hier wieder einmal Anleger abgezockt wurden. Die Dummen sterben eben nie aus!
Ein Gastbeitrag von Andreas Sommer.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse