Immobilien, Aktien, Staatsanleihen: Wann platzt die Blase - fragt der SPIEGEL kritisch in einem Beitrag, der typisch Fakenews ist. Die Autoren vergleichen Äpfel mit Birnen und haben keinen blassen Schimmer von den wahren Ursachen.
DAX 2000 - 2017: + 71% Quelle: www.finanzen.net
Von Michael Mross
Ein regelrechtes Großaufgebot von Autoren soll die noch verbliebenen SPIEGEL-Leser darüber aufklären, wo man jetzt sein Geld anlegen kann. Das ist eine schwierige Aufgabe, da überall Rekordkurse herrschen.
Deshalb fragen gleich sechs SPIEGEL-Gurus Benjamin Bidder, David Böcking, Jens Glüsing, Alexander Jung, Alexander Neubacher und Christian Reiermann:
Dabei wird dem verunsicherten Publikum erst mal selbst das Geld aus der Tasche gezogen, denn den Artikel gibt's nur gegen Gebühr. Und damit's recht dramatisch aussieht, verunsichern die Autoren mit willkürlichen Zeitreihen, z. B. beim DAX:
Über Jahrzehnte hinweg stieg der Deutsche Aktienindex Jahr für Jahr im Schnitt um rund 8 Prozent. Seit Beginn der globalen Finanzkrise aber schießen die Kurse geradezu in die Höhe: Sie haben seit dem Jahr 2009 um 145 Prozent zugelegt. In derselben Zeit legte die reale Wirtschaft in den Betrieben und Büros nur um 8 Prozent zu.
Typisch Fakenews, oder zumindest die halbe Wahrheit: Der DAX ist 2009 gecrasht, zuvor war er aber schon zweimal bei 8000 - das erste Mal vor 17 Jahren, März 2000.
Nach 17 Jahren 3000 Punkte Plus ist praktisch gar nichts. Man kann hier jedenfalls nicht von Übertreibung sprechen. Aber genau das tut der SPIEGEL-Artikel. Mit der Realtät hat dies jedoch nichts zu tun und willkürliche Zahlenreihen zu präsentieren, nur damit sie zur Fakenews passen, das geht ja nun gar nicht.
Einzig wichtiges Barometer bei Aktienmärkten - das verschweigen die SPIEGEL-Jungs - ist das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), und das ist moderat. Von Übertreibung keine Spur.
Natürlich können Märkte auch bei geringen KGVs fallen (wegen Politik, Terror), aber wenn keine äußeren Faktoren behindern, müssen Märkte nach oben gehen.
Woran liegt das?
Es liegt an der Aufblähung der Weltgeld- bzw. Schuldenmenge. War der Planet 2009 mit etwa 100 Billionen verschuldet, so sind es jetzt geschätzte 250 Billionen. Und wohin fließt das ganze Geld? Richtig: an die Finanzmärkte. Deshalb sind insbesondere Anleihezinsen nahe Null und das ist der einzige Grund, warum die Aktienmärkte weiter gepuscht werden.
Bevor man Schäuble eine wertlose Anleihe für Null Prozent abkauft gehen viele Anleger lieber in den DAX, der insgesamt rund 2% abwirft (Dividendenrendite).
Jenseits jeden Sachverstands sprechen die SPIEGEL-Experten von "irrationale Überschwang" und haben sogar einen unbekannten Ökonom für ihre schwachsinnige These gefunden:
Der irrationale Überschwang an den Märkten heute erinnert den Leipziger Ökonomen Gunther Schnabl an die Situation in Japan vor drei Jahrzehnten. Als junger Wissenschaftler lebte er in Tokio, er konnte aus der Nähe die Aktien- und die Immobilienblase studieren. Damals war das Areal des Kaiserpalasts rechnerisch so viel wert wie ganz Kalifornien.
Die Zustände in Tokio 1989 mit denen z.B. im DAX oder auch im Dow Jones zu vergleichen, heißt Äpfel mit Birnen vergleichen. Oder ist das Gelände um den Reichstag heute so viel wert wie Kalifornien?
Aber dem SPIEGEL scheint jedes Mittel recht um gewagte Thesen zurecht zu biegen - kennt man ja auch von anderen Stories.
Von den Tücken des Geldsystems erfährt der Leser selbstverständlich nichts und damit auch nicht, wie man sich vor dem Platzen der Blase aller Blasen schützen kann: Gold und Silber bleiben, wenn man dereinst mit Banknoten nur noch den Ofen anzünden kann.
Fazit: Die SPIEGEL-Story könnte ein Kontraindikator sein. Wahrscheinlich geht der DAX jetzt auf 20.000 - und der Dow auf 30.0000 Punkte.
Kritisch wird's erst dann, wenn die BILD-Zeitung titelt: "Reich an der Börse - Hausfrauen im Kaufrausch". Das war im März 2000 - der DAX sprang über 8000 Punkte. Was danach passierte, wissen manche Börsianer noch aus schmerzlicher Erfahrung...