Viele Goldbesitzer zittern und fragen, ob die 1000 hält. Doch noch viel mehr zittern die Banken, welche Edelmetalle leerverkauften. Die Short-Positionen sind auf Rekord. Wenn es zu Zwangseindeckungen kommt, kommt zugleich die Stunde der Wahrheit für den Goldpreis.
COMEX: Rekord-Shorts bei Gold
Graphik: Zerohedge / Bloomberg
"Es ist Zeit, die Lämmer zu schlachten" titelt Zerohedge zynisch und verweist auf nie dagewesene Leerverkaufspositionen an der COMEX beim Gold. Nicht jene, die Gold haben, müssen sich sorgen machen, sondern jene, die auf sinkende Kurse spekulieren.
Per Ende der Woche weist das "CFTC Commitment of Traders" einen Rekordstand von 79416 Short-Kontrakten aus. Das ist ein Rekord und die Frage lautet: Wer steckt dahinter? Wer bietet so viele Wetten auf fallenden Goldpreis an - denn das kann teuer werden. Wenn es hier auch nur ansatzweise zu Eindeckungen kommt, müsste der Goldreis in die Höhe schießen. Fakt jedenfalls: Es kann ausgeschlossen werden, dass die Leerverkäufer so viel Gold auch liefern können.
Ausweislich der COMEX ist es speziell ein Player, der mit Gold-Shorts heraussticht: JPMorgan. Ansonsten sind noch eine handvoll Banken mit dabei. 79416 Kontrakte entsprechen rund 8 Millionen Unzen Gold bzw. 240 Tonnen des Edelmetals.
Sollten die Käufer auf physische Lieferung bestehen, kommt es zur Stunde der Wahrheit an den Papiergoldmärkten. Doch auch Einddeckungen in Form von Rückkäufen in Papiergeld dürften die Preise durch die Decke gehen lassen. Und physisch sind diese Mengen erst recht nicht lieferbar. Sitzen die Shorties also in der Goldfalle?
Problem: Immer mehr Käufer von Papiergold-Kontrakten bestehen aber auf physischer Auslieferung. Diese Erfahrung hat man auch an der Hongkong Mercantil Exchange (HKMEx) gemacht. Als nichts mehr ging, hat die asiatische Warenterminbörse für Edelmetalle kurzerhand die Reglen geändert. Der Trick: Übernacht wurde beschlossen, den Handel einzustellen und die Kontrahenten mit Geld auszuzahlen.
Dieses Schicksal könnte am Ende auch der COMEX drohen. Denn müssten JPM & Co. wirklich ihren Lieferverpflichtungen nachkommen, wären sie dazu nicht nur nicht in der Lage, sondern auch pleite.
Das einzige, was sie tun können, ist, den Goldpreis durch Leerverkaufspositionen weiter nach unten zu drücken. Ob das unendlich gelingt, kann bezweifelt werden. Irgendwann ist der Druck im Kessel so groß, dass er explodiert.
Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Goldpreis schießt durch die Decke und es gibt kein Halten mehr. Oder die COMEX macht zu und wickelt Restbestände in Cash ab. Genau so wie an der Hongkong Mercantil Exchange. Das jedoch würde die Glaubwürdigkeit der Preisfindung an den Börsen vollends ruinieren.
Sollte Letzters passieren, wären die Marktteilnehmer gezwungen, ihre Kontrakte schnell glatt zu stellen, was am Papiergoldmarkt unweigerlich zu einer Implosion führen würde. Doch der Sieg des Shortkartells wäre ein Pyrhussieg.
Das wäre nämlich der Zeitpunkt, an dem die Börsen vollends ihre Glaubwürdigkeit verspielt hätten. Folge: Totale Abkoppelung der Preise für physische Ware von den offiziellen Börsennotierungen. Schon jetzt stellen Marktbeobachter fest, dass trotz sinkender Kurse die Nachfrage bei Goldhändlern gestiegen ist. Nur den künstlich gedrückten Preisen an der Börse ist es zu verdanken, dass der Goldpreis auch auf der Ladentheke im Preis gesunken ist.
Doch dieser Zustand währt nicht ewig. So oder so dürften sich die Preise für physisches Gold demnächst abkoppeln von den offiziellen Börsennotierungen. Bis dahin sollte man eigentlich dankbar sein, noch so billig an Edelmetalle heranzukommen. Die Tage des billigen Goldes sind gezählt.
Schon gibt es erste Berichte, nach denen große Banken kurzerhand ihre Geschäftsbedingungen ändern und Goldkunden statt Edelmetallauslieferung nur nur Cash bieten. Diese Erfahrung haben zum Beispiel die Kunden von ABN-Amro gemacht, immerhin die größte Bank in den Niederlanden.
Doch auch bei Schweizer Großbanken häufen sich die Beschwerden, dass Kunden nicht mehr an ihr Gold heran kommen oder dieses nur in homöopathischen Dosen ausgeliefert wird (Gegenwert von 100000 SFr alle 6 Monate). Begründung: Steuern, Geldwäsche, Terror.
Dies alles nährt den Verdacht, dass es auf den Weltmärkten tatsächlich Engpässe bei der physischen Goldlieferung gibt. Sollte sich dies als wahr erweisen, wird es beim Goldpreis kein Halten mehr geben. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass ausgerechnet ein Analyst von Societe Generale zum dem Schluss kommt: Gold 10000 $ / Unze - und Crash am Aktienmarkt. Zur Erinnerung: Die Societe General war die Bank, welche zuvor im März das Ende der Gold-Ära ausgerufen hatte.