Ex-BND-Chef Hanning sieht Chance für „moralischen Sieg“ Assads in Syrien. „Die Mehrheit der Syrer kann mit dem radikalen Islam nichts anfangen. Sie wollen kein Kalifat, wie es den al-qaida-nahen Dschihadisten vorschwebt“.
Der syrische Diktator Bashar al-Assad ist nach Ansicht des früheren Chefs des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning, dabei, den Bürgerkrieg moralisch zu gewinnen. „Die Mehrheit der Syrer kann mit dem radikalen Islam nichts anfangen. Sie wollen kein Kalifat, wie es den al-qaida-nahen Dschihadisten vorschwebt“, sagte Hanning dem Nachrichtenmagazin FOCUS im Hinblick auf das Erstarken radikaler Kräfte in der syrischen Opposition.
„Im Moment scheint es fast, als ob Assad den moralischen Kampf gewinnt.“ Entscheidend für den Ausgang des Bürgerkrieges sind laut Hanning drei Faktoren: So sehe es im Augenblick danach aus, dass die syrische Armee intakt bleibe. Genauso wichtig sei, wer die Hauptstadt Damaskus kontrolliere und welche Kriegspartei genügend Unterstützung aus dem Ausland mobilisiere, also Waffen beschaffen könne.
Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, hält die derzeitigen Kämpfe unter den Rebellen für einen „notwendigen Reinigungsprozess“. Die Auseinandersetzungen würden der Opposition zwar kurzfristig Unterstützer im In- und Ausland rauben, seien aber wichtig für die Entwicklung einer demokratischen Alternative zur Regierung Assad, sagte Perthes FOCUS. „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Eigentlich hätte das schon viel früher stattfinden müssen.“