Verrsicherungschefs warnen vor Gefahren der Niedrigzinsen. Einzelne Unternehmen können Garantiezins womöglich nicht mehr erfüllen. Politik sieht Mitschuld des Managements.
Nach dem Stresstest der europäischen Aufsichtsbehörde Eiopa schlagen auch die ersten deutschen Versicherungschefs Alarm. Sie fürchten, dass nicht alle Unternehmen in der Branche eine anhaltende Niedrigzinsphase überstehen werden.
"Wenn die Niedrigzinsphase länger anhält, droht die Gefahr, dass wir japanische Verhältnisse bekommen und einzelne Lebensversicherer ihre Garantiezinsen nicht mehr erfüllen können.“ sagte der Chef des Versicherungskonzerns Continentale, Helmut Posch, SPIEGEL ONLINE. Er will das ausdrücklich nicht auf sein eignes Unternehmen bezogen wissen.
„Die negativen Folgen der Notenbankpolitik werden immer gravierender“, sagte auch Nikolaus vom Bomhard, Vorstandschef des Versicherungskonzerns Munich Re, SPIEGEL ONLINE. Aktuell sieht er zwar „keine unmittelbare Gefahr“ für die deutschen Lebensversicherer. Die anhaltend niedrigen Zinsen wirkten aber wie ein „schleichendes Gift“. Lebensversicherer als langfristige Anleger könnten ein solches Umfeld „viele Jahre überbrücken“, sagte von Bomhard. „Sollte es dann für einzelne Unternehmen tatsächlich eng werden, steht der Aufsicht eine ganze Reihe von Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung."
Der Grünen-Politiker Gerhard Schick sieht die Schuld an der drohenden Misere nicht nur bei der Niedrigzinspolitik der Notenbanken. „In manchen Unternehmen sind Fehler gemacht worden, die dazu führen könnten, dass diese Versicherer bei Anhalten der Niedrigzinsphase in Probleme kommen“, sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. So hätten einige Versicherer lange zu hohe Zinsen garantiert, um am Markt mithalten zu können. Zudem habe auch die Finanzaufsicht erst zu spät eingegriffen und diese Unternehmen gezwungen, Sicherheitspuffer aufzubauen. „Die Niedrigzinsen sind ja nicht plötzlich vom Himmel gefallen“, sagt Schick.