Kapitalflucht aus Griechenland dramatisch beschleunigt. Die griechische Notenbank bat die anderen Notenbanken der Eurozone sowie die EZB-Zentrale, zu ihren Lasten netto knapp 27 Milliarden Euro auf ausländischen Konten gutzuschreiben.
Die Kapitalflucht aus Griechenland hat sich im Januar dramatisch beschleunigt. Die griechische Notenbank bat die anderen Notenbanken der Eurozone sowie die EZB-Zentrale, zu ihren Lasten netto knapp 27 Milliarden Euro auf ausländischen Konten gutzuschreiben. Auf diese Weise hat das Eurosystem Griechenland pro Werktag mehr als eine Milliarde Euro an neuen Überziehungskrediten gewährt. Das geht aus neuesten Zahlen der griechischen Zentralbank hervor, wie das ifo Institut am Freitag in München berichtete. „Die EZB sollte die griechische Regierung durch den Stopp neuer Notkredite zwingen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, damit nicht wieder dasselbe passiert wie 2012 in Zypern“ verlangte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
In Zypern hatte das Zentralbankensystem 11 Milliarden Euro oder nahezu 60 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung an Target-Krediten gewährt, bevor die Kapitalverkehrskontrollen eingeführt wurden. Diese Kredite hatten das Fluchtkapital vor Vermögensverlusten geschützt und die Parlamente der Euroländer sowie den Internationalen Währungsfonds (IWF) anschließend gezwungen, Zypern als Ersatz für die EZB-Kredite 10 Milliarden Euro an fiskalischen Krediten der Rettungssysteme zu gewähren.
Die Gesamtsumme der Target-Kredite Griechenlands stieg durch die Kapitalflucht im Januar auf 76 Milliarden Euro oder 41 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Die Summe der fiskalischen und quasi-fiskalischen Rettungskredite für Griechenland stieg damit von 264 Milliarden Euro Ende Dezember auf 290 Milliarden Euro Ende Januar, wobei schon berücksichtigt ist, dass Griechenland im Januar etwa eine halbe Milliarde Euro an den IWF zurückgezahlt hat. Das sind 158 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Die Haftung des deutschen Staates gegenüber Griechenland stieg durch diese Entwicklung erheblich. Im Falle eines Konkurses des griechischen Staates und der Banken läge der Verlust des deutschen Staates nun bei maximal 86 Milliarden Euro. Im Falle eines Konkurses des griechischen Staates und der Notenbank sowie eines Austritts aus dem Euro läge er bei maximal 84 Milliarden Euro.