Griechenland-Referendum: Klares "Nein". Rund 60 Prozent der Griechen haben nach Auszählung von mehr als als 80 Prozent der Wahlscheine das Spar-Programm der europäischen Gläubiger abgelehnt.
Die griechische Bevölkerung hat in einem Referendum am Sonntag das Spar-Programm der europäischen Gläubiger abgelehnt. Rund 60 Prozent der Griechen sprachen sich nach Auszählung von mehr als als 80 Prozent der Wahlscheine für ein "Nein" aus.
"Das heutige Nein ist ein großes Ja zu einem demokratischen Europa", sagte der griechische Finanzminister Varoufakis am Abend. Es solle rasch mit neuen Verhandlungen mit den Euro-Partnern begonnen werden. Premierminister Alexis Tsipras sagte, er wolle unverzüglich Verhandlungen zur Stabilisierung des Banken-Sektors und der griechischen Wirtschaft führen.
Zugleich bedeute das Votum keinen Bruch mit Europa, versicherte er. Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Montag nach Paris reisen, um mit dem französischen Präsidenten Hollande über Konsequenzen aus dem Ergebnis des Referendums zu beraten.
Beide seien sich einig, die Entscheidung zu respektieren, so ein Sprecher. Zudem wollen beide am Dienstag ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone einberufen. Als Reaktion auf die schwere Wahlniederlage trat der griechische Oppositionsführer Antonis Samaras zurück.
Merkel reist zu Beratungen nach Paris
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Montag nach Paris reisen, um mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande über das Ergebnis des griechischen Referendums zu beraten.
Noch am Abend ließ die Regierung in Athen verlauten, sie wolle so schnell wie möglich wieder Verhandlungen mit den Geldgebern aufnehmen. Man wolle innerhalb von 48 Stunden zu einer Einigung kommen, so ein Regierungssprecher. Zudem wolle Finanzminister Varoufakis am Abend mit den führenden Bank-Managern des Landes zusammenkommen.
Martin Schulz: Griechenlands Verhandlungsposition geschwächt
Nach dem klaren "Nein" der Griechen zu den Sparvorschlägen der Gläubiger sieht der Präsident des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz, die Verhandlungsposition Griechenlands geschwächt. Es sei unklar, über was Tsipras nun überhaupt noch verhandeln wolle, so Schulz am Sonntagabend in der ARD.
Der griechische Ministerpräsident habe sich mit dem Referendum selbst die Hände gebunden. Zudem gebe es einige Euro-Staaten, die der Meinung seien, dass die Gläubiger Griechenland mit den letzten Vorschläge schon zu weit entgegen gekommen seien. Gleichzeitig sei jetzt ein humanitäres Hilfsprogramm für Griechenland nötig. Es dürfe in Europa nicht vorkommen, dass Menschen beispielsweise nicht mehr an Medikamente kommen.
Gabriel: Tsipras hat "letzte Brücken eingerissen"
SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht nach dem Griechenland-Referendum nur noch geringe Chancen auf eine Einigung im Schulden-Streit. Der griechische Premierminister Alexis Tsipras habe "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten", sagte Gabriel dem Berliner "Tagesspiegel".
Mit der Ablehnung des Spar-Programms seien weitere Verhandlungen über das Programm "kaum vorstellbar", so Gabriel weiter. "Tsipras und seine Regierung führen das griechische Volk auf einen Weg von bitterem Verzicht und Hoffnungslosigkeit." Der Ball liege jetzt in Athen. Zuvor hatte Tsipras angekündigt, unverzüglich neue Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern aufzunehmen.