Das Mysterium um den verschollenen Flug MH370 der Malaysia Airlines wird immer rätselhafter. Nun tauchen Trümmer des Flugzeugs ausgerechnet in einer Gegend auf, die zuvor als Absturzstelle nicht in Betracht kam. Was war wirklich los mit MH370?
Fundort des Flügelfragemts auf La Réunion
Die seltsame Flugroute von MH370
Auf Bilder klicken zum Vergrößern - Mehr: MH370 wikipedia
Von Michael Mross
Seit über einem Jahr wird nach der Malaysia Airlines MH370 gesucht. Es ist mehr als verwunderlich, dass gerade in der Anfangsphase fast wöchentlich neue Ziele definiert wurden. Gesucht wurde fast überall im indischen Ozean. Nur nicht in der Gegend, wo jetzt - nach über einem Jahr - plötzlich Trümmerteile aufgetaucht sind: bei La Réunion.
Nach dem mysteriösen Verschwinden von MH370 hatten “Experten” und die Mehrheit der Medien ziemlich schnell und ohne belastbare Fakten eine Spur Richtung Australien gelegt. So wurde bei der Suche auf einer falschen Fährte wertvolle Zeit verschwendet, in der die Akkus der Flugschreiber noch das Aussenden eines Peilsignals ermöglichten.
Noch ist nicht 100%ig geklärt, ob der Teil eines Flugzeugflügels am Strand von La Reunion tatsächlich von MH370 stammt. Aber so viele Flugzeuge sind im letzten Jahr bekanntlich nicht über dem Indischen Ozean abgestürzt. Eigentlich nur eines: Malaysia Airlines MH370.
Um es vorwegzunehmen: Natürlich ist die Maschine nicht bei La Reunion abgestürzt. Sondern vermutlich ein paar Tausend Kilometer nordöstlich. Welch ein Zufall, dass dort Diego Garcia liegt. Den Rest erledigten Meeresströmungen, welche das Fragment des Flügels nun an die Gestaden des Übersee-Département Frankreichs (also der EU) spülten.
Es ist schon sehr verwunderlich, dass ausgerechnet diese Gegend nicht als Absturzstelle in Betracht gezogen wurde. Stattdessen wurden zuletzt die Weiten südwestlich Australiens als möglicher Absturzort ausgemacht. Natürlich ohne Ergebnis. Eine falsche Fährte? Bewusste Irreführung?
Anstatt nun die Küste von La Reunion professionell nach Wrackteilen zu durchkämmen passiert - nichts. Jedenfalls nichts von offizieller Seite. Lediglich einige freiwillige Inselbewohner suchen nun an den Stränden nach Spuren der Wrackteile.
Eigentlich sollte man vermuten, dass nun Flugzeuge aufsteigen und nach weiteren Wrackteilen suchen. Wenn eine Boeing 777 aufs Meer stürzt, zerplatzt das Flugzeug in Millionen Einzelteile. Viele davon schwimmen. Was läge näher als dort, wo ein Flügelfragment angeschwemmt wurde, die Suche aufzunehmen.
Doch es passiert auffällig wenig. Eigentlich gar nichts. Das angeschwemmte Flugzeugteil ist heute in Paris angekommen. Von dort aus soll es nach Toulouse geschickt werden. Irgendwie ziemlich umständlich. Was hat denn Frankreich mit MH370 zu tun? Außerdem: In Toulouse sitzt bekanntlich Airbus und nicht Boeing. Was soll das denn?
Und die Untersuchungen des Flügelfragments erfolgen natürlich nicht sofort - sondern erst am Mittwoch. Wieso eigentlich? Hat man es offenbar nicht so eilig? Wieso schaltet sich in den Fall die französische Staatsanwaltschaft ein, obwohl die meisten Passagiere aus China und die Maschine aus Malaysia stammen? Was hat Frankreich damit zu tun?
Wäre der Vorfall nicht Anlass, nun eine offizielle internationale Suchaktion in der Gegend zu starten? Doch bis jetzt Fehlanzeige. Nur ein paar Inselbewohner machen sich auf die Suche am Strand.
Alles nur Verzögerungstaktik? Verschleierung?
Die auf dem Wrackteil entdeckte Nummer gehöre zu einer Boeing 777, sagte der stellvertretende malaysische Transportminister Abdul Aziz Kaprawi der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Malaysia Airlines. Derzeit gibt es nur ein Flugzeug dieses Typs, das vermisst wird - eben jenes, das am 8. März 2014 vom Radar verschwand und bis heute nicht gefunden wurde.
Erst nächste Woche werden wir offiziell darüber Klarheit haben, nämlich dann wenn ausgerechnet Airbus-Experten in Toulouse möglicherweise zu dem Ergebnis kommen, dass das gefundene Flügelfragment tatsächlich von einer Boeing 777 stammt.
Einfacher wäre es gewesen, wenn ein Boeing-Experte ins Flugzeug gestiegen wäre und das Teil gleich vor Ort begutachtet hätte. Das war - sehr untypisch - nicht der Fall. Aber es war auch nicht die einzige Ungereimtheit im Fall MH370.
Es dürfte spannend werden, ob in der Gegend überhaupt eine offizielle Suchmission eingeleitet wird. Denn vieles deutet auf eines hin: Möglicherweise will man MH370 gar nicht finden?