Deutsche-Bank-Chefanleger beklagt Vertrauensverlust durch Chinas Staatseingriffe. Asoka Wöhrmann sieht Eigentumsrechte beschnitten. Öffnung des chinesischen Aktienmarkts kam zu früh.
Der Chefanleger der Deutschen Bank, Asoka Wöhrmann, hat das chinesische Krisenmanagement im Kampf gegen den Börsenabsturz kritisiert: „Mir machen die Eingriffe des chinesischen Staates viel mehr Sorgen als der Kursrutsch“, sagte Wöhrmann SPIEGEL ONLINE. „China hat drastische Maßnahmen ergriffen: Aktienverkäufe wurden verboten, viele Aktien vom Handel ausgenommen. Da wurden Eigentumsrechte beschnitten“, sagte Wöhrmann. „Das hat bei internationalen Investoren und auch bei mir zu einem Vertrauensverlust geführt.“
„Die Öffnung des chinesischen Aktienmarktes kam zu früh“, sagte Wöhrmann. „Aber ich halte die systemischen Risiken für kontrollierbar.“ Ein Kurssturz von 30 Prozent sei für Schwellenländerbörsen gar nicht so ungewöhnlich. „In diesen Märkten muss man eben die Nerven behalten und eine langfristige Perspektive haben.“
Für Europa sieht Wöhrmann noch sehr lange sehr niedrige Zinsen. „Europa hat sehr viel mehr Probleme als die USA“, sagte Wöhrmann. „Die Eurokrise ist strukturell. Die wird uns noch mindestens zehn Jahre begleiten. Und entsprechend wird auch die Geldpolitik der EZB noch lange sehr locker bleiben.“
In Deutschland würden die drastischen Folgen der Niedrigzinsphase bisher immer noch „bagatellisiert und unterschätzt“, warnte Wöhrmann. Japan habe seit 15 Jahren Nullzinsen, die Wirtschaft dort wachse kaum noch. „Wer hätte für möglich gehalten, dass wir hierzulande in eine ähnliche Situation kommen könnten?“