Einer der derzeit für die USA unbequemsten Whistleblower, Brandon Bryant, möchte nach Berlin ins Exil zu gehen. Auch NSA-Whistleblower Edward Snowden würde gern politisches Asyl in der deutschen Hauptstadt erhalten. - Doch die Chancen dazu tendieren gegen Null - obwohl das deutsche Asylgesetz genau für solche Fälle vorgesehen ist.
Einer der derzeit für die USA unbequemsten Whistleblower, Brandon Bryant, möchte nach Berlin ins Exil zu gehen. „Ich mag die Community in Berlin, ich fühle mich hier sicher und brauche Verbündete“, sagt der 29-jährige US-Amerikaner der ZEIT, der nach eigenen Angaben, bei seinen bisherigen Berlin-Besuchen viele Gleichgesinnte getroffen habe.
Der 29-jährige Bryant, der bis 2011 fünf Jahre lang als Sensor-Operator, eine Art Co-Pilot, im geheimen Drohnenprogramm der US-Airforce arbeitete, ist seit er sich gegen das US-Imperium gestellt hat, auf der Flucht. „Ich habe den Boden unter den Füßen verloren“, sagt Bryant, „ich habe kein Zuhause mehr.“ Brandon Bryant hält sich dieser Tage auf Einladung des Nobel-Friedenszentrums in Norwegen auf. Im Gegensatz zu Julian Assange und Edward Snowden kann er sein Exil noch selbst aussuchen.
Nach dem Verlassen der Armee, gab er zahlreiche Interviews über seine Tätigkeit, trat vor der UN in New York auf und im Oktober 2015 auch im NSA-Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag. Dort berichtete er über die Rolle der Airbase Ramstein im Drohnenkrieg der USA.
Berlin hat sich seit einigen Jahren zum Zentrum der digitalen Dissidenten weltweit entwickelt. Hacker, Bürgerrechtler, Programmierer, Künstler, Blogger und Whistleblower treffen sich in der Stadt, um von Deutschland aus gegen Überwachung weltweit zu kämpfen. Die Wikileaks-Mitarbeiterin und Snowden-Fluchthelferin Sarah Harrison lebt heute hier, die Oscar-prämierte Dokumentarfilmerin Laura Poitras (‚Citizen Four‘) oder der chinesische Künstler Ai Weiwei. NSA-Whistleblower Edward Snowden würde gern politisches Asyl in der deutschen Hauptstadt erhalten.