Sind die Zeiten niedriger Zinsen bald vorbei? Die EZB hat Zinsen zwar gesenkt, aber nicht so stark wie erwartet. In der Pressekonferenz gab Draghi einen eher positiven Ausblick für die Wirtschaft: DAX runter, Euro hoch, Zinsen explodieren. Gold leicht rauf. - Alles nur Nebelkerze?
An der Börse regiert bekanntlich das "Zünglein an der Waage". Marktteilnehmer gingen davon aus, dass Draghi die Geldschleusen weiter aufreisst - das tat er auch, aber nicht so sehr, wie man es allgemein erwartet hätte. Darauf reagierten die Aktienmärkte mit einem Kurssturz. Der Euro sprang rekordverdächtig in die Höhe. - Edelmetalle in Dollar praktisch unverändert, in Euro Mehrmonatstief mit Gold rund 970 Euro / Unze.
Begleitet werden die Zinserhöhungsbefürchtungen auch von der FED, die wohl noch im Dezember ernst machen könnte. Die Fed entscheidet am 16. Dezember über die Leitzinsen, die seit dem Jahr 2008 bei 0 bis 0,25 Prozent liegen.
Auch wenn die Zinserhöhungen nur marginal sind, so haben sie doch eine hohe Symbolkraft. Denn nach einer ersten Erhöhung folgen historisch immer noch viele andere.
So verwundert es nicht, dass der Bundfuture heute auf Tauchstation gegangen ist und die Zinsen auch für andere Euroländer drastisch gestiegen sind.
Dahinter steckt die Aussage Draghis, dass er für die nächsten Jahre wieder höhere Inflationsgefahren sieht. Auf Tauchstation gingen darauf "zinssensible Werte" wie die Deutsche Telekom, während Banken wie Commerzbank heute ausnahmsweise mal nicht das Schlusslicht im DAX bildeten.
Insgesamt kommt die Aussage Draghis einer kleinen Sensation gleich, weil er mit seinem Handeln indirekt darauf hinweist, dass die Zeiten billigen Geldes bald vorbei sein könnten.
Möglicherweise ist das aber nur eine Nebelkerze, denn praktisch lässt das Geldsystem mit derzeit rund 200 Billionen Rekord-Schulden auf dem Planeten kaum Zinserhöhungen zu, ohne einen Kollaps herbeizuführen.