Mit der vergangenen Woche rückt der Tag der Entscheidung näher. Ein letztes Mal werden die Notenbanken demnächst den Geldhahn auf Maximalstärke aufdrehen, um das Unvermeidliche noch mal hinauszuzögern. Danach versinkt das Geldsystem in einem schwarzen Loch.
von Michael Mross
Börsencrash, Banken-Crash, Gold-Explosion – unter diesem Motto stand das Handelsgeschehen an den Finanzmärkten am Freitag. Ein Minus von über 6% allein bei der Deutschen Bank ist selten und zeigt, dass das Ende nah ist.
Die Verwerfungen im Geldsystem nehmen drastische Formen an und übersteigen das Ausmaß von 2008. Alles verläuft programmgemäß. Es war von Anfang an klar, dass das System mit der Rettungsorgie nicht zu retten ist. Dass nun ausgerechnet die ohnehin gefälschten US-Arbeitsmarktdaten der Auslöser für den Ausverkauf waren, ist eher zufällig. Aber die Daten aus den USA zeigen in aller Deutlichkeit: wir haben es hier nicht mit einer Euro-Krise zu tun, sondern mit einer Systemkrise.
Griechenland ist nur das Symbol. Alle sind Griechenland. Alle westlichen Industrienationen. Europa, USA, Japan. Wie man unter diesen Umständen US-Anleihen kaufen kann, wird als Witz in die Finanzgeschichte eingehen. Wer und warum unter diesen Umständen den Yen kauft, wird wohl ebenfalls für immer ein Rätsel bleiben. Vielleicht Shorteindeckungen. Aber sei’s drum. Die Finanzmärkte gehen manchmal eigenwillige Wege.
Wie geht es nun weiter? Was steht im Untergangsprogramm? Das Programm sieht so aus: Das internationale Kapital flieht aus dem Euro. Der Euro geht 1:1 zum Dollar. Die gesamte europäische Südschiene kollabiert, die Zinsen explodieren. Das Geld sucht weiter „Flucht“-Möglichkeiten. Für Dumme sind dies immer noch Bunds und US-Bonds. Sie verstehen das Geldsystem nicht, sie verstehen aber, dass etwas gewaltig schief läuft. Sie geben das Geld nicht mehr in die Wirtschaft und auch nicht mehr den Banken, aus Angst vor Pleiten. Allerdings ist der Glaube, dass das Geld bei vermeintlich solventen Staaten sicherer sei ein fataler Irrglaube.
Die absurd sinkenden Renditen bei Bunds und Bonds sind nichts anderes als ein Misstrauensvotum gegenüber dem Finanzsystem. Mit jedem Punkt, mit dem die Rendite von US-Anleihen und deutschen Anleihen fällt sind wir dem globalen Crash näher. Der Glaube, dass die Knete in Washington oder Berlin sicherer sei, ist naiv. Der Staatsbankrott ist nur noch eine Frage von kurzer Zeit. Dennoch werden die Geldströme weiter in die Anleihen fließen – bis Negativzinsen drohen. Prognose: In Deutschland wird es bei den Schätzen (2jährige Anleihen) noch im Juni Negativzinsen geben. Doch dies wird das internationale Kapital nicht davon abhalten, weiterhin in Deutschland zu investieren.
Der nächste Programmpunkt: Die Notenbanken geben in einem letzten verzweifelten Versuch, das System noch mal zu „retten“, Vollgas. Es wird zu konzertierten Aktionen der Fed, der EZB, der japanischen Notenbank kommen. Möglicherweise werden die Zentralbanken ein letztes Mal dem Markt jede nur erdenkliche Liquidität zur Verfügung stellen. Dabei wird es um mehrere Billionen gehen. Der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar wird festgelegt auf 1:1,2 – ähnlich wie jetzt mit dem Franken. Denn eines können die USA ganz gewiss nicht gebrauchen: einen starken Dollar. Auch der Wechselkurs zwischen Dollar und Yen wird festgelegt und bis zum letzten Tropfen durch die Notenbanken verteidigt.
Die neue Geldflut der Zentralbanken wird alles ertränken. Die Börsen werden noch einmal 10% in die Höhe schießen. Gold geht erst mal in Richtung 2500$/ Unze – danach sind dem Anstieg keine Grenzen mehr gesetzt – analog zu dem Betrag, für den neues Geld gedruckt wird.
Doch die Gelddruckorgie der Notenbanken wird nur kurzfristig Linderung verschaffen und leider nicht mehr helfen. Der Drogenjunkie Finanzsystem wird immun gegen noch so hohe Stimulanzen. Am Ende helfen auch keine Billionen mehr aus der Notenpresse. Das Vertrauen ist verspielt. Was danach kommt, weiß niemand.