Zentralbanken rund um den Globus stocken ihre Goldreserven drastisch auf. Ist dies ein Hinweis auf Probleme im Geldsystem? Eine Erhöhung der Goldreserven könnte aus mehreren Gründen strategisch sinnvoll sein. Ein Gefahren-Indikator oder gar ein Hinweis auf das Ende von Fiat Money?
von Michael Mross
Wenn Notenbanken massiv Gold kaufen, ist Gefahr im Verzug
Zentralbanken rund um den Globus kaufen schon seit 2011 Gold wie nie zuvor. Die Geschäfte laufen offen oder heimlich oder werden erst zu einem späterem Zeitpunkt bekannt gegeben. Besonders aus den sogenannten Schwellenländern gab es in letzter Zeit immer wieder Berichte, dass sie massiv auf der Käuferseite stehen. Aber auch die Bank of England scheint ihre Tresore wieder mit dem Edelmetall zu füllen, nachdem zur Jahrtausendwende der damalige Finanzminister Gordon Brown die Hälfte der britischen Goldreserven zu Tiefstkursen verscherbelte.
Doch diese Zeiten sind lange vorbei und auch die BoE steht in letzter Zeit auf der Käuferseite, wie viele Notenbanken auch - insbeondere die russische Zentralbank, die allein im Juli ihre Goldreserven um 18,7 Tonnen aufstockte, wie Commerzbank Commodity Research in fast regelmäßigen Abständen berichtet. Moskau stand in letzter Zeit praktisch nur auf der Käuferseite - und damit nicht allein.
Als größter Goldkäufer hat sich besonders China hervorgetan. Aber auch viele andere, kleinere Länder haben massiv aufgestockt. Ronald Stöferle, Goldexperte bei der Ersten Bank in Wien, sieht den Hauptgrund für das wachsende Interesse der Notenbanken darin, dass einige von diesen noch Nachholbedarf bei der Goldanlage haben. „Die Nachfrage kommt vor allem aus den Schwellenländern“, stellt er fest. Im laufenden Jahr haben beispielsweise Mexiko, Russland, Thailand und Sri Lanka gekauft. Allein Mexiko kaufte 100 Tonnen.
Insgesamt haben Zentralbanken weltweit allein im zweiten Quartal 2012 rund 157 Tonnen Gold gekauft. Das belegt eine Analyse von Rohstoffanalysten der Credit Suisse. Dies sei die größte Menge an Goldkäufen von Zentralbanken, seit diese im Jahr 2009 zu Netto-Goldkäufern geworden seien, hieß es. „Wir sind der Auffassung, dass die Zentralbankaktivität in den kommenden Quartalen ein Haupttreiber der Goldpreise sein könnte“, so die Credit-Suisse-Analysten.
Der World Gold Council (WGC) schätzt, dass die Notenbanken bis Ende dieses Jahres bis zu 500 Tonnen Gold kaufen könnten, wenn der Trend fortdauert. Vergangenes Jahr hatten die Zentralbanken 458 Tonnen Gold erworben. Stellt sich die Frage: Warum kaufen die Notenbanken rund um den Globus plötzlich so massiv Gold? Mißtrauen sie ihrem eigenen Papiergeld?
Fakt ist: Niemand kann die Spannungen und Probleme im Geldsystem sicher bessser beurteilen als Zentralbanken. Insofern sind die massiven Käufe ein Alarmzeichen. Manch ein Beobachter wähnt schon, dass die Notenbanken ihre Goldbestände dann als letztes Pfand ausweisenn werden, wenn's im Geldsystem kracht.
Besonders die Briten und die USA kaufen derzeit eigene Staatsanleihen auf. Bis jetzt ist dieses Münchhausen-Spiel internationalen Anlegern kaum aufgefallen. Aber allein die BoE hat bis jetzt ca. 40% aller Staatsanleihen aufgekauft und damit die britischen Zinsen nach unten manipuliert. Ähnlich agiert das Fed. Wer auf der Welt bei klarem Verstand ist, kauft wohl 10jährige US-Anleihen bei einem Zins von 1,7%!
Diese inzestuöse Geldschaffung durch die Zentralbanken ist nichts anderes als der Versuch von Münchhausen, sich mit dem eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen. Dass dies bisher ohne öffentlichen Widerspruch passiert, dürfte die Notenbanken wahrscheinlich sehr verwundern. Noch verwunderlicher aber ist, dass die Wirtschaftsmedien diesen faulen Zauber ignorieren.
Nun gibt es Spekulationen, dass in einem nicht allzufernen Zeitpunkt die Notenbanken selbst ins Kreuzfeuer geraten. Ein Vertrauensverlust dieser "Lender of the last ressort" würde aber sofort zum Kollaps des Geldsystems führen. Sollte es also zu einem solchen Vertrauensverlust kommen, können die Zentralbanken auf ihre Goldreserven verweisen - den sie in letzter Zeit mehr oder weniger heimlich aufgebaut haben.
Es gibt sogar Spekulationen, dass der Goldpreis künstlich nach unten manipuliert wird, damit die Zentralbanken billig an das Edelmetall herankommen. - Dies sollte sich jeder Privatanleger ebenfalls zunutze machen, denn nach vielen Expertenmeinungen hat Gold angesichts der irreversiblen Geldsystemkrise einen viel höheren Kurs verdient.
Und damit rückt ein weiterer wichtiger Aspekt in den Vordergrund: Haben Notenbanken in Zukunft möglicherweise Interesse an einem höheren Goldpreis? Machen diese jetzt ihre Tresore voll und schicken dann den Goldpreis nach oben?
Diese Strategie könnte eine verblüffende Konsequenz haben: Würde der Goldpreis beispielsweise bei 10000 Dollar stehen, dann hätte das Fed genau so hohe Goldreserven umgerechnet in Dollar wie Schrottpapiere in ihren Büchern.
Es könnte also Ziel der Notenbanken sein, den Goldpreis in Zukunft nach oben zu ziehen, um einen entsprechenden Gegenwert zu dem Ramsch in den Büchern zu erzeugen. Damit würde jeder Zweifel an der Bonität der Zentralbanken im Keim erstickt.
Eine zweite Variante könnte sein, dass der Dollar wieder - zumindest prozentual - an Gold gekoppelt wird, falls das Vertrauen ins Papiergeld zusammenbricht. Aber auch für die diese Variante ist ein deutlich höherer Goldpreis erforderlich.
Die Notenbank-Goldkäufe geben auf jeden Fall Rätsel auf und sind zugleich ein Warnsignal. Möglicherweise kann es auch ein Hinweis darauf sein, dass das Geldsystem in Kürze komplett kollabiert und nur noch Gold zählt. Und um sich für dieses Worst-Case Szenario zu wappnen, machen die Zentralbanken schon jetzt ihre Tresore voll.
Alles in allem sind die massiven Käufe der Notenbanken weltweit ein deutliches Alarmzeichen, dass es in Zukunft zu größeren Problemen im Geldsystem kommen wird, denn sonst würde man nicht zu Höchstkursen in so großen Umfang ins Edelmetall einsteigen.
Fazit - auch Zentralbanken erkennen: Gold ist alternativlos.