Commerzbank bereitet sich auf Sparkurs vor: Änderung der Filial-Öffnungszeiten und „Anpassung an Kapazitäten“ geplant. - Einerseits sollen offenbar Geschäftstellen geschlossen werden, andererseits sollen die verbliebenen länger auf haben. Gewerkschaften protestieren.
Die Commerzbank hat umfassendes Papier „Strategie 2016“ erarbeitet, in dem es vor allem auch um den Umbau des Privatkundengeschäfts geht. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins FOCUS werden demnach künftig die derzeit 1.200 Commerzbank-Filialen in Finanzberatungs- und reine Service-Niederlassungen unterteilt. In Hinblick auf geplante personelle Einsparungen wird Bankeninsidern zufolge keine konkrete Zahl genannt.
In dem mehrere hundert Seiten umfassenden Papier ist aber von einer „Anpassung der Kapazitäten an die Geschäftsstellen“ die Rede. Der Bankenspezialist beim Analysehaus Fairesearch, Dieter Hein, sagte FOCUS: „Will man trotzdem die Rentabilität steigern, geht das nicht ohne Kostenschnitte“, spielte damit auf einen Personalabbau an.
Eckpunkte des allein 120 Seiten umfassenden Konzepts für die schwächelnde Privatkundensparte sind unter anderem der Umbau der Filialen und eine geplante Ausdehnung der Öffnungszeiten, etwa zur Mittagszeit oder freitags nach 14.00 Uhr. Zudem sollen persönliche Berater künftig nach Filialschluss für Stammkunden telefonisch erreichbar bleiben.
Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wurden bereits durch die Geschäftsleitung von den umfassenden Umbau- und Sparplänen informiert. Ein Aufsichtsrat sagte FOCUS: „Wie soll das funktionieren: Personalabbau, längere Öffnungszeiten und stetige Erreichbarkeit? Das ist eine erhebliche Mehrbelastung für die Angestellten und geht doch so nicht auf.“ Die Arbeitnehmervertreter haben demzufolge der Geschäftsleitung eine Antwort gesandt und in Teilen das „vorläufige“ Papier kritisiert.
Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte kürzlich in Anspielung auf die Eurokrise ein erstes Signal für Umstrukturierungen gesetzt. Bei einer Kapitalmarktkonferenz in der zweiten Septemberhälfte hatte er prognostiziert: „Die Profitabilität in der Branche wird zurückgehen.“
Auf eine FOCUS-Anfrage zum Strategiepapier 2016 sagte ein Commerzbank-Sprecher: „Wir verweisen hierzu auf eine Veranstaltung Anfang November.“ Zunächst würden die Mitarbeiter und dann „die Öffentlichkeit über die künftige Strategie der Bank informiert“.
Auch bei der Deutschen Bank wurden letzte Woche von möglichen Sparmaßnahmen bei Personal und Filialen berichtet. Diese wurden allerdings dementiert.