Es geht zu Ende, zumindest das laufende Kalenderjahr. Doch wie sieht es mit der Kursrallye des DAX aus? Kommen jetzt die Nachzügler und die Banken zum Zuge? 2012 war bisher das zweitbeste Börsenjahr in diesem Jahrtausend.
von Carsten Englert
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Trotz Schuldenkrise und einem immer schwächer werdenden Wirtschaftswachstum hat der DAX bislang ein äußerst erfolgreiches Jahr auf das Parkett gezaubert. Stand Donnerstagnachmittag hat der DAX fast 28 Prozent seit Jahresanfang an Wert zugelegt! Besonders die Problempapiere wie Deutsche Bank und Commerzbank konnten in den letzten Wochen zuglegen. Das liegt sicher auch daran, dass die Euro-Krise in den Hintergrund gerückt ist. Was man beim DAX sehr gut beobachten kann: Steigender Euro bedeutet auch steigende Kurse bei Aktien, insbesondere bei den Banken.
Viele freuen sich schon auf die Jahresendrallye. Doch Anleger sollten lieber Vorsicht walten lassen! Es sprechen einige Gründe dafür, dass es nicht mehr sonderlich weit nach oben gehen wird. Der erste Grund ist natürlich das bislang so erfolgreiche Jahr selbst! Die fast 28 Prozent sind bereits eine erstaunliche Performance, die sicherlich eine erhöhte Bereitschaft für Gewinnmitnahmen mit sich bringt.
In diesem Jahrtausend gab es nur ein einziges Kalenderjahr, in dem der DAX noch stärker zugelegt hat: 2003, dem Jahr in dem der Internet-Crash seinen Tiefpunkt fand. Dazu kommt, dass allem Pfeifen im Walde zum Trotz, die Schuldenkrise noch lange nicht am Ende ist. Auch wenn die EU (lesen Sie dazu bitte auch die Seite 10)das gerne so mit einem Basta (!) festlegen würde. Dazu gibt es nach wie vor die kritische Lage im Pulverfass Naher Osten.
Auch wenn immer wieder vereinzelte Indikatoren eine Besserung in der wirtschaftlichen Situation signalisieren, sind wir noch weit entfernt davon, die Trendwende ausrufen zu können. Bis in der Eurozone wieder echtes Wachstum generiert werden kann, dürften noch viele Jahre ins Land vergehen.
Vor allem Spanien, Portugal und Griechenland sind Lichtjahre von Wachstum entfernt, aber auch Frankreich schwächelt vorerst weiter. Last but not least spricht eine alte Börsenweisheit für große Vorsicht: Wenn alle optimistisch sind und mit der Rallye rechnen – und da sind wir gerade nah dran – ist das Hoch schon sehr nahe. Ist ja auch logisch: Wenn alle optimistisch sind und mit einer Rallye rechnen, sind diese Optimisten auch alle investiert. Wenn aber alle investiert sind, fehlen die Anschlusskäufer. Anleger sollten daher eher eine vorsichtige Strategie fahren und selektive Anlagegelegenheiten nutzen, ansonsten nicht blind der Bullenhorde hinterher rennen!