Chodorkowski warnt vor den Folgen eines Auseinanderfallens Russlands. "Das wird nicht so friedlich geschehen, wie es nach dem Ende des Kalten Krieges bei der Trennung Tschechiens und der Slowakei der Fall war." - "Putin ist mein politischer Gegner, aber ich hasse ihn nicht."
Der ehemalige Finanz- und Rohstoffmagnat Michail Chodorkowski hat dem Westen schwere Fehler in seiner Russlandpolitik vorgeworfen. "Der Westen hat mit seiner sogenannten Realpolitik bei Putin die Überzeugung genährt, dass er und seine Umgebung alles dürfen. Die Botschaft war: Lasst uns gute Geschäfte machen, ansonsten ist alles erlaubt", sagte Chodorkowski, Exkonzernchef der Ölfirma Jukos, dem Nachrichten-Magazin SPIEGEL vor seinem Berlinbesuch am Dienstag, bei dem er den Relaunch seiner "Open Russia"-Initiative vorstellen wird.
Chodorkowski warnte vor den Folgen eines Auseinanderfallens Russlands. "Das wird nicht so friedlich geschehen, wie es nach dem Ende des Kalten Krieges bei der Trennung Tschechiens und der Slowakei der Fall war." Je länger Putin an der Macht bleibe, desto wahrscheinlicher werde ein großes Blutvergießen.
Mit Putin teile er allerdings die Überzeugung, "dass Russland ein starkes Land sein muss. Für Putin wie für mich hat die territoriale Integrität Russlands höchste Priorität", sagte Chodorkowski. "Putin ist mein politischer Gegner, aber ich hasse ihn nicht." Chodorkowski wies ebenfalls im SPIEGEL indirekt geäußerte Vorwürfe von Igor Setschin, dem Chef des staatlichen Ölgiganten Rosneft, zurück, Hintermann von Auftragsmorden gewesen zu sein. Er forderte ein starkes Parlament, eine unabhängige Justiz und freie Wahlen für Russland.