OPEC schätzt Bedarf an OPEC-Öl für 2015 gut 1 Mio. Barrel pro Tag niedriger ein als jüngst bestätigtes Produktionsziel. Saudi-Arabien erteilt Produktionskürzung eine Absage. - Energieunternehmen und Versorger unter Druck.
Von Commerzbank Commodity Research
Gestern gab es am Ölmarkt eine regelrechte Flut von preisbelastenden Nachrichten, welche die Preise für Brent und WTI auf neue 5-Jahrestiefs von 63,5 USD je Barrel bzw. 60,4 USD je Barrel abstürzen ließen. So senkte die OPEC ihren für 2015 geschätzten Bedarf an OPEC-Öl um 280 Tsd. auf 29,82 Mio. Barrel pro Tag, was dem niedrigsten Bedarf seit dem Jahr 2004 entspricht.
Grund ist ein geringeres Nachfragewachstum und ein stärkerer Anstieg des Ölangebotes außerhalb der OPEC als bislang angenommen. Insbesondere letzteres muss angesichts des deutlich gesunkenen Ölpreisniveaus und des damit verbundenen Gegenwinds für kostspielige Fördertechniken wie das Fracking von Schieferöl überraschen. Dem niedrigeren Bedarf an OPEC-Öl steht ein OPEC-Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag gegenüber, welches erst auf der letzten OPEC-Sitzung Ende November bestätigt wurde.
Der saudi-arabische Ölminister antwortete auf die naheliegende Frage nach einer Produktionskürzung vor der nächsten OPEC-Sitzung im Juni nächsten Jahres mit folgender Gegenfrage: „Warum sollten wir die Produktion kürzen?“ Der größte OPEC-Produzent verfolgt offensichtlich das Ziel, mit niedrigen Preisen einige Anbieter aus dem Markt zu drängen. Der Preiskampf geht derweil weiter. Gestern senkte Kuwait seine offiziellen Verkaufspreise für asiatische Abnehmer und gewährt ihnen die stärksten Abschläge seit sechs Jahren. Zuvor hatten bereits Saudi-Arabien und der Irak die stärksten Abschläge seit mindestens 14 Jahren bzw. seit 11 Jahren gewährt.
Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums zeigten für letzte Woche massive Anstiege der Vorräte an Ölprodukten. Trotz einer rekordhohen Rohölverarbeitung kam es auch bei Rohöl zu einem Lageraufbau. Es gibt somit genügend Gründe für fallende Ölpreise.
Aufgrund der fallenden Ölpreise gingen Öl-Aktien und Energieunternehmen weltweit auf Talfahrt. Auch RWE und Eon schwächer. Im schlimmsten erwischte es jedoch Total und Statoil. In allen Segmenten werden fallende Gewinne aufgrund stark gesunkener Ölpreise befürchtet.
Ölsensitive Unternehmen wie Airlines und Chemie dagegen sollten von fallenden Rohstoffpreisen profitieren.