Finanzanleger verlieren Vertrauen in Gold? Netto-Long-Positionen bei Gold auf 15,6 Tsd. Kontrakte mehr als halbiert. Sie liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit drei Monaten. Die Short-Positionen wurden dabei auf ein Rekordhoch ausgeweitet.
Von Commerzbank Commodity Research
Durch das unerwartet deutliche „Nein“ beim gestrigen Referendum ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wahrscheinlicher geworden. Der Goldpreis reagiert allerdings kaum. Anfängliche Gewinne, die jedoch geringer ausfielen als vor einer Woche, wurden mittlerweile wieder vollständig abgegeben und Gold notiert unter 1.170 USD je Feinunze.
Selbst in Euro gerechnet handelt Gold mit 1.055 EUR je Feinunze fast wieder auf dem Niveau von letztem Freitag, da der Euro gegenüber dem US-Dollar seine Verluste nahezu komplett wieder aufgeholt hat. Heute trifft sich Bundeskanzlerin Merkel mit Frankreichs Staatspräsident Hollande und Eurogruppen-Chef Juncker, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Morgen steht dann ein weiteres Treffen der Staats- und Regierungschefs an.
Offensichtlich herrscht unter den Marktteilnehmern doch noch die Erwartung vor, dass eine Einigung mit Griechenland erzielt wird und das Land so in der Eurozone bleibt. Dabei helfen könnte der Rücktritt des umstrittenen griechischen Finanzministers Varoufakis. Heute entscheidet die EZB über die Notfallkredite für griechische Banken. Ohne eine Aufstockung droht diesen das Geld auszugehen, was eine neue Eskalationsstufe im Schuldendrama bedeuten würde und Gold Unterstützung geben sollte.
Einem Preisanstieg stehen weiter die spekulativen Finanzinvestoren entgegen. Diese haben in der Woche zum 30. Juni ihre Netto-Long-Positionen bei Gold auf 15,6 Tsd. Kontrakte mehr als halbiert. Sie liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit drei Monaten. Die Short-Positionen wurden dabei auf ein Rekordhoch ausgeweitet.