Airbus-CEO Tom Enders über Flugzeugunglücke. Germanwings: "Insofern war das für uns – auch wenn es jetzt komisch klingen mag – ein Stück weit Erleichterung, als sich herausstellte, dass der Pilot den Absturz absichtlich verursacht hatte."
In einem Interview mit dem Magazin Bunte zeigt sich der Chef des größten europäischen Luftfahrtkonzerns erschüttert über die Germanwings-Katastrophe im vergangenen März. „Das ist eine große Tragödie. Man findet kaum Worte für das, was da passiert ist. Das Fliegen war nie sicherer als heute und dennoch wird man in meinem Job leider immer wieder einmal mit einem Flugzeugunglück konfrontiert.
Einer der besonders tragischen Flugunfälle war 2009 der Absturz der Air-France-Maschine vor der Küste Brasiliens. Damals dauerte es zwei Jahre, bis die Black Box gefunden und ausgewertet war. Die ganze Zeit gab es den Verdacht, an dem Flugzeug sei etwas defekt gewesen. Sie können sich vorstellen, dass der Druck, der auf uns lastete, immens war. Die Flugschreiberdaten haben den Verdacht letztlich widerlegt.“
Die Frage nach möglichen technischen Defekten als Ursache für Flugzeugunglücke beschäftigt Tom Enders als verantwortlichen CEO natürlich. „Mein erster Gedanke gilt immer den Opfern. Aber natürlich hofft man auch, dass kein technisches Versagen am Flugzeug vorliegt. Die Germanwings-Maschine war eine A320. 6000 dieser Flieger sind im täglichen Einsatz bei den Airlines auf der ganzen Welt.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, was es bedeuten würde, wenn an der Sicherheit dieser Flieger ernsthaft gezweifelt würde. Das wäre eine Katastrophe. Für unsere Kunden und für uns. Insofern war das für uns – auch wenn es jetzt komisch klingen mag – ein Stück weit Erleichterung, als sich herausstellte, dass der Pilot den Absturz absichtlich verursacht hatte. Als unsere A400M-Transportmaschine im Mai in Sevilla abstürzte, habe ich die Angehörigen der Opfer getroffen und in ihre leeren, traurigen Augen geblickt. Das ging mir unendlich nah. Auf einen solchen Moment ist man als CEO – trotz unseres hervorragenden Krisenmanagements – emotional nie vorbereitet. Das wühlt auf.“