Spuren der Schlepper im Flüchtlingsdrama von Österreich führen nach Deutschland. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bulgaren Metodi G. wegen gewerbsmäßigen Einschleusens / Auch Afghane Samsooryamal fiel deutschen Behörden auf
Im Fall der Flüchtlingstragödie von Österreich mit 71 Toten führen erste Spuren der mutmaßlich verantwortlichen Schlepper nach Deutschland. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind zwei der inzwischen gefassten mutmaßlichen Schleuser zuvor in Deutschland aufgefallen. Einer von ihnen war sogar zur Fahndung ausgeschrieben und sollte festgenommen werden.
Dabei handelt es sich um Metodi G., 29, auf den die deutschen Sicherheitsbehörden in den vergangenen Jahren mehrfach im Zusammenhang mit Straftaten, unter anderem auch Menschenschmuggel, gestoßen sind. So soll G. Ende Juli an Bord eines Transporters mit 38 überwiegend aus Afghanistan stammenden Flüchtlingen gewesen sein, den Beamte des Bundesamts für Güterverkehr auf der Autobahn 3 in Bayern angehalten hatten. Die beiden Fahrer rannten davon, in dem Fahrzeug wurde eine ungarische Kurzzeitzulassung gefunden, die auf Metodi G. ausgestellt war. Die Staatsanwaltschaft Deggendorf ermittelt daher gegen ihn wegen gewerbsmäßigen Einschleusens.
Es war nicht das erste Mal, dass der aus dem bulgarischen Lom stammende Mann in Deutschland Ärger mit den Behörden hatte. G. steht auch im Verdacht, am 28. Juli 2009 im nordrhein-westfälischen Bochum eine Tankstelle überfallen zu haben. Eine Mitarbeiterin wollte den Räuber später wiedererkannt haben, als dieser als Kunde in den Tankstellenshop kam. Als Halter des Fahrzeugs, mit dem der Verdächtige davonfuhr, ermittelte die Polizei Metodi G., dessen Aufenthaltsort sich aber nicht feststellen ließ.
Auch G.s mutmaßlicher Mittäter im Fall des österreichischen Todestransporters, der Afghane Samsooryamal L., hielt sich schon einmal in Deutschland auf. So erfasste die Bremer Polizei die Daten des heute 28-Jährigen, weil er sich illegal in Deutschland aufgehalten hatte.
G. und L. sollen gemeinsam mit den Bulgaren Tsvetan T., 32, und Kassim S., 50, die unterste Ebene des internationalen Schlepperrings bilden, der nach Auffassung der Ermittler für den Tod von 71 Menschen verantwortlich ist. Die Leichen der 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder waren am Donnerstag auf der Ladefläche eines Lastwagens an der Autobahn 4 im österreichischen Burgenland entdeckt worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei den Todesopfern um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien handelt. Bislang sind sie nicht identifiziert.