Fortschreitende Negativzinsen erzwingen geradezu ein Bargeldverbot. Denn sonst würden die Menschen ihr Bares von der Bank holen. - Noch: „Gold ZAHLT keine Zinsen“, bald: „Gold KOSTET keine Zinsen!“
Von Sascha Opel
Inzwischen dürfte jedem klar sein, das sich die Schlinge weiter zuzieht. In zahlreichen Ländern Europas wurden im Zuge der Schuldenkrise (Bankenkrise) bereits extrem restriktive Bargeldgrenzen eingeführt. Von Portugal, wo nur noch bis 1.000 Euro in bar bezahlt werden darf, über Griechenland (1.500 Euro), Spanien (2.500 Euro), Italien/Frankreich/Belgien (3.000 Euro) bis zur Slowakei (5.000 Euro) sind bereits Obergrenzen installiert.
In Belgien ist es zudem verboten, bei Immobilienkäufen Bargeld zu benutzen.
Nun kennen wir einige Leute, die sagen: Solch großen Beträge bezahlt ja niemand bar. Und wenn dies jemand versucht, dann ist er automatisch „verdächtig“, irgendwo Schwarzgeld zu halten. Dem entgegnen wir entschieden. Denn: Es gibt bereits jetzt Geldwäschegesetze, die bei Barzahlungen Meldungen vorschreiben. Wer also große Summen „wäscht“, der muss richtigerweise mit einer Anzeige rechnen.
Doch warum wird ein freier Bürger dazu gezwungen, sein Geld auf einem Konto bei einer Bank zu bunkern? Wir kennen ein Extrembeispiel in unserem Bekanntenkreis: Ganz normaler Angestellter, der weder Kreditkarte, noch EC- Karte nutzt. Er hebt seinen kompletten Lohn in bar ab, spart nur in bar und Gold/Silber und zahlt auch alle Rechnungen (inklusive Miete!) in bar. Dieser Mann ist mit Sicherheit kein Terrorist, wird künftig bei größeren Anschaffungen aber zu den „Verdächtigen“ im System gehören.
Die EZB wird aller Voraussicht nach noch 2016 den 500-Euro-Schein abschaffen. Eine entsprechende Absichtserklärung soll der 25-köpfige Rat der EZB vor Kurzem laut Informationen des Handelsblatt getroffen haben. Laut EZB-Statistik sind derzeit mehr als 600 Millionen 500-Euro-Scheine im Wert von gut 300 Milliarden Euro im Umlauf. Etwa ein Viertel davon nach Schätzungen der EZB im Ausland. Offiziell ist die Begründung, dass große Scheine zur „Terrorfinanzierung“ und „Geldwäsche“ benutzt werden.
Doch die wahre Ursache ist eine andere. Nämlich: Bargeld schützt vor Negativzinsen!
In erster Linie würde es die Banken selbst schützen. Denn: Sollte die EZB ihren Negativzins für die Einlagen der Banken von derzeit –0,3% demnächst weiter ins Negative senken wollen, muss die Bargeldhaltung für Banken als Alternative unattraktiv werden.
Banken würden bei höheren Negativzinsen (von voraus- sichtlich demnächst –0,7%!) zur Bargeldhaltung ausweichen, um die Einlagen nicht über Nacht dem Schrumpfzins der EZB auszuliefern.
Logisch: Sobald die Zinslasten durch den Negativzins die Kosten der Bargeldhaltung übertreffen, würden die Banken lieber in Massen 500er Euroscheine in ihren Tresoren lagern. Schafft man nun die 500er (und womöglich auch die 200er) ab, wäre die Bargeldhaltung gleich wesentlich teurer und unrentabler. Da die Negativzinsen nicht so leicht an die Privatkunden weitergegeben werden können, da diese Ihr Geld dann woanders unterbringen, würden die Negativzinsen der EZB ins Leere laufen.
Bert Rürup hat diesen Mechanismus im Handelsblatt am Montag im historischen Kontext aufgezeigt. Er schreibt: „Tatsächlich wäre der Ersatz des Bargeldes für Regierungen und Zentralbanken heute genauso verlockend wie für frühere Regierungen, selbst gedrucktes Geld in Umlauf zu bringen. Vom Altertum bis in die frühe Neuzeit war nämlich die Reduzierung des Edelmetallanteils in den Münzen gängige Praxis von Herrschern, um ihren Münzgewinn zu erhöhen.
Im Zeitalter des Papiergeldes löste Inflation als Folge der üppigen Geldproduktion die Münzverschlechterung als Mittel der Staatsbereicherung ab.
Mit wachsender Bedeutung des Giralgelds und der Übertragung der Verantwortung für Geldwertstabilität auf die Zentralbanken änderten sich die Methoden erneut. So gab es Zwangsanleihen, Kapitalverkehrskontrollen und Goldbesitzverbot, um Geld in die Staatsschatulle zu lenken.
Heute eröffnet Bargeldloses bezahlen der Politik ganz neue Wege zur Bereicherung: Es sind gesetzliche Obergrenzen für Bezahlungen oder gar die Abschaffung des Bargeldes.“
Individuelle und finanzielle Freiheit ist mit fortdauernder „Rettung“ unseres Schuldgeldes in Gefahr!
Bargeld verhindert in dieser neuen Welt, dass die Zinsen weiter ins Negative gedrückt werden können, da in den Augen vieler Ökonomen und Notenbanker nur noch negative Zinsen zu höheren Investitionsquoten führen, die eine gesamtwirtschaftliche Vollauslastung gewähren. Deshalb muss es aus der Logik dieser Ökonomen und Institutionen abgeschafft werden.
Weitere „Vorteile“ für die Zentralbanken/Banken und Staaten: Das Ende des Bargeldes würde für die Banken nicht nur die Kosten des Bargeldverkehrs einsparen, sondern das größte Problem lösen: Die Sorge vor einem Bankrun, wenn also Sparer (wie in Griechenland) anfangen, ihre Konten leerzuräumen!
Einen Bankrun überlebt ohne erhebliche Finanzspritzen keine Bank! Am besten verhindert man diesen, indem man Bargeld als Hort der finanziellen Freiheit, verbietet oder zumindest kriminalisiert. Ohne Bar- geld würde man aus dem maroden Bankensystem nur schwer entkommen können. Wir hatten diese Entwicklung bereits in zahlreichen Ausgaben in den Jahren nach dem Lehman-Debakel vorweggesehen.
Fazit: Die sukzessive Abschaffung des Bargeldes ist die Voraussetzung für sehr lange anhaltende Negativzinsen, die langsam global Einzug halten (Japan, Eurozone, Dänemark, Schweiz, Schweden und weitere, die folgen werden). Dies ist die moderne „Münzfälschung“ des 21. Jahrhunderts.
Gold wird unter diesen Voraussetzungen bald komplett neu beurteilt werden. Heißt es heute noch „Gold ZAHLT keine Zinsen“, so könnte es schon bald lauten: „Gold KOSTET keine Zinsen!“