"Ist die Goldpreis-Blase nun angestochen?" in vielen Börsenmedien wird der Kurssturz bei Gold als wenig überraschend dargestellt, weil sich Gold in einer Blasenbildung befände. - Das Edelmetall fiel von der Spitze um fast 10%. Wie gehts weiter? - 2000 immer noch in greifbarer Nähe, solange wichtige charttechnische Linien nicht unterschritten werden.
von Jochen Steffens
Der Goldpreis ist in den vergangenen Tagen von seinem Hoch bei 1.896 Dollar um 190 Dollar oder über 10 % auf 1.706 Dollar eingebrochen und das in nur drei Handelstagen.
Interessanterweise erhielt ich in diesem Zusammenhang mehrere Mails. Ein Leser fragte, wie man denn reales Gold am schnellsten verkaufen könne, wenn die Kurse weiter einbrechen. Bei seiner Bank könne das bis zu zwei Wochen dauern. Ein anderer Leser berichtete, er sei Goldhändler und nachdem er bisher immer nur Gold verkauft habe, hätten in den vergangenen Tagen viele angefragt, weil sie ihr Gold wieder loswerden wollten.
Nervosität ist gefährlich
Das sind schon beachtliche Reaktionen dafür, dass der Goldpreis nur einen vergleichsweise kleinen, wenn auch heftigen Rutsch gemacht hat. Es zeigt, dass doch viele nervös werden, wenn der Goldpreis sinkt und sie zusehen müssen, wie ihre Gewinne schmelzen. Nun stellen Sie sich vor, was passiert, wenn die Einbruch weiter gehen sollte. Es ist das, was ich bereits vor kurzem geschrieben habe: Gold befindet sich ganz klar in einer Übertreibungsphase und ist damit anfällig für einen Crash.
Noch ist nicht viel passiert
Ich könnte natürlich jetzt schreiben: Sehen Sie, ich hab Sie doch gewarnt. Doch so einfach ist es nicht. An den Börsen müssen Sie immer alles von allen möglichen Seiten aus betrachten. Meines Erachtens ist es jetzt noch zu früh, das Ende der Goldrally auszurufen. Werfen wir dazu einen Blick auf den Chart:
Den Chart kennen Sie bereits seit vielen Monaten. Sie sehen, dass der Goldpreis bisher lediglich den nach oben gebrochenen alten Aufwärtstrend (rot) und den neueren, steileren (schwarz) in dem Schnittpunkt der Linien (Beta-Target) getestet hat. Das ist eigentlich nach einem Ausbruch normal. Allerdings verlief der Ausbruch derart dynamisch, dass man nicht mehr unbedingt damit gerechnet hätte. Interessant auch, dass der Einbruch trotz seiner Heftigkeit wieder einmal genau an einer Rechteckkante sein Tief fand. Ein weiterer Beleg für die Relevanz dieser Rechtecke und der Rechteckmethode.
Die 2.000er Marke
So lange Gold oberhalb dieser oben genannten Trendlinien bleibt, sieht der Chart weiterhin bullish aus! So ein Einbruch um 10% ist keine wirklich dramatische Sache. Oft reagieren Kurse vor psychologisch wichtigen Marken mit solchen Einbrüchen. Und die 2.000-Dollar-Marke ist ganz klar eine solche relevante Widerstandslinie.
Mit deren Überwindung würde sozusagen ein Paradigmenwechsel stattfinden. Viele Anleger würden Gold bei über 2.000 Dollar als sehr hoch bewertet ansehen. Und deswegen kämpfen Kurse gerne mehrere Monate, manchmal sogar Jahre mit solchen großen psychologischen Widerständen. (Einer der längsten Kämpfe dieser Art war der 15-20 Jahre andauernde Kampf des Dow Jones mit der 1.000-Punkte-Marke).
Also auch aus dieser Betrachtung heraus ist der Einbruch der vergangenen Tage nicht ungewöhnlich, sondern der Nähe der 2.000er Marke geschuldet. Trotzdem könnte es das natürlich auch gewesen sein, das wissen wir noch nicht.
Wenn der Goldpreis weiter fällt…
Sollte Gold zum Beispiel in die Trendkanäle zurückfallen, wird es kritischer, besonders wenn auch die unteren Trendlinien angegriffen werden. Hierauf sollten Sie achten, denn dann könnte es auch zu einem stärkeren Abverkauf in den kommenden Wochen kommen.
Wann verkaufen?
Die immer wiederkehrende Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt wird: Wann soll man bei weiter einbrechenden Kursen verkaufen?
Und es gibt nur eine sinnvolle Antwort darauf: Indem man die Position in mehrere kleine Positionen aufteilt und diese mit unterschiedlichen Stopps bei verschiedenen Unterstützungszonen absichert. So werden Sie ihre Position automatisch nach und nach bei weiter fallenden Kursen verkleinern, laufen aber weniger Gefahr, durch so einen Move wie in den vergangenen Tagen komplett ausgestoppt zu werden.
Noch kurz zum Markt:
Während die amerikanischen Indizes, und hier vor allem der Nasdaq100, gestern nur eine kleine Konsolidierung hingelegt haben, kämpft der DAX bereits wieder mit seinen Jahrestiefs. Die Nervosität ist hier offenbar größer. Hinzu kommt, dass natürlich die 5.000-Punkte-Marke im DAX zieht. Ich vermute nach wie vor, dass es gut sein kann, dass der DAX diese Marke zumindest kurzfristig unterbieten will, einfach um ein bisschen schlechte Stimmung zu verbreiten.
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