Financial Times Deutschland ist heute zum letzten Mal erschienen. Zum Tod des Wirtschaftsblattes die letzten Abschiedsworte der Chefredaktion.
Abschied der FTD-Chefredation:
Liebe Leserin, lieber Leser, nach fast 13 Jahren erscheint die FTD heute zum letzten Mal, Print wie online. Die Website wird noch einige Zeit existieren - aber außer vielen wunderschönen Abschiedstexten nichts Neues enthalten. Es waren weltbewegende Jahre, geprägt von Krisen, Kriegen und Katastrophen, aber auch von Durchbrüchen, Aufstiegen und so manchem Wirtschaftswunder. Barack Obama wurde zum ersten schwarzen Präsidenten der USA gewählt, Google, Apple und Facebook haben die Art, wie wir kommunizieren und uns informieren, revolutioniert, wir sind Papst geworden, auf dem Mars gelandet, und der einst viel verspottete Standort Deutschland gilt in aller Welt plötzlich als großes Vorbild. Uns haben diese Jahre ganz schön auf Trab gehalten. Wir sind angetreten, den Wirtschaftsjournalismus in Deutschland ein wenig aufzumischen. Ob uns das gelungen ist? "Die Gefahr ist groß, dass sich jetzt alle wieder hinlegen", schrieb uns jedenfalls ein Manager, der es mit der FTD nie leicht hatte. Wir sind hoffnungsfroher, unsere DNA ist breit gestreut. Die FTD galt bis zuletzt als Talentschuppen, aus dem Wettbewerber gerne rekrutierten. Was uns in den vergangenen Wochen noch einmal überdeutlich wurde: Wir haben nicht nur treue Leser, wir haben Fans. Das zeigt das Echo, das die Versteigerung von FTD-Requisiten auf Ebay ausgelöst hat. Und das belegen die vielen Zuschriften. Selbst einige unserer ärgsten Kritiker sind traurig, dass es uns nicht mehr gibt. Mehr kann man als Journalist fast nicht verlangen.
Weil wir nach all den Jahren nicht einfach so aufhören können, zeigen wir Ihnen zum Abschied noch einmal, was wir alles so draufhatten und noch draufhätten. Die Redaktion hat in den vergangenen Tagen eindrucksvoll bewiesen, wie viel Spirit, Kreativität und Haltung in ihr steckt. Zum Schluss möchten wir noch einige Entschuldigungen loswerden:
Entschuldigung, liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind. Es tut uns leid. Wir entschuldigen uns vorbehaltlos. Aber: Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften – wir würden es jederzeit wieder genauso machen.
Behalten Sie uns in guter Erinnerung. Ihre Chefredaktion