Ex-Chefredakteur packt aus: Wie "Bild" seine Leser verrät und zum Hofberichterstatter der Machtelite wurde. - Ehemaliger Bild-Mitarbeiter schlägt nun zurück: Hingerotztes Pamphlet. Ein lustiger Medienkrieg um ein interessantes Buch ist eröffnet.
Peter Bartels war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje Bild-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. Bartels enthüllt, was hinter den Kulissen bei Bild geschieht. Und er beschreibt, wie und warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3 Millionen seiner Leser verlor.
Für Bartels ist dieser Niedergang mit einem Namen verknüpft: Kai Diekmann. Wie kein anderer Bild-Chef zuvor pflegt der eine besondere Nähe zu den Mächtigen. Diekmann, Mitglied der Atlantik-Brücke und wichtigster Propagandist der Flüchtlungskrise, scheint sich für den Niedergang des Blattes nicht zu interessieren.
Unter ihm wurde die einstmals höchst erfolgreiche, von den Mächtigen gefürchtete Bild zu einem ausgelagerten privaten Bundespresseamt für Angela Merkel und zu einer Propagandamaschine im Dienste der Machtelite.
Hingerotztes Pamphlet
Ex-Bild-Mitarbeiter Hauke Brost wird nun offenbar vorgeschickt, eine Replik auf "ein grottenschlechtes Buch" zu schreiben - angeblich nichts anderes als ein "Hingerotztes Pamphlet". Für Bild sei Bartels eine Schande.
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Für BILD, für die BiLD-Kollegen, für alle, die ein Herz für den Boulevard-Journalismus haben, bist Du eine Schande.
Lieber @Peter Bartels, Ex-BILD-Chefredakteur, habe Dein Buch über BILD nun tatsächlich bis zur letzten Seite gelesen. Das war schwer. Und das schaffen nicht viele, denke ich. Denn Du schreibst die Leser in den Schlaf. Du schreibst immer wieder dasselbe, variierst es nicht einmal, wiederholst Dich, erzählst die selbe Geschichte drei-, vier Mal, merkst es offenbar nicht, hast vergessen, was Du schon längst schriebst, ja, sag mal, warst Du beim Schreiben dauer-besoffen? Hast Du ein Drogenproblem? Bist Du senil, debil oder beides?
Ich will mich hier nicht zu Deinen unsäglichen politischen Ansichten äußern, Deinen AfD- und Pegida-Lobeshymnen, Deiner krankhaften Phobie gegen alles Fremde, Deiner wohl altersbedingt-verkalkten Wut auf Kai Diekmann, den Jüngeren, der die Todsünde beging, Deine (sehr wohlfeilen) Ratschläge zu ignorieren. Das alles ist ebenso peinlich wie unwichtig.
Auch Deine Verschwörungstheorien (Kopp-Verlag, wie unangenehm) habe ich eher mit gelangweiltem Stirnrunzeln und kopfschüttelndem Schmunzeln überlesen. Die Deppen sterben halt nicht aus. Und Du bist ganz eindeutig ein Depp, und zwar ein Volldepp.
Was mir am Herzen liegt, ist dies: Wie kann ein Ex-BILD-Chefredakteur ein so grottenschlecht geschriebenes Buch auf den Markt bringen? Hattest Du keine Berater, keine Lektoren, keine Kritiker? Hast Du ganz allein gesessen in der Lüneburger Heide, hast Dir die Birne zugedröhnt, Nacht für Nacht Deinen Hass von der Seele gerülpst, am Ende auf "Speichern" gedrückt und die vom Kopp-Verlag (das ist ja nun wirklich literarischer Fusspilz) haben es nicht einmal gegen gelesen?
Lieber Peter: Jeder Praktikant hätte Dein hingerotztes Pamphlet mit über tausend Fragezeichen und Streichungen versehen. Und deshalb schreibe ich Dir diesen offenen Brief. Für BILD, für die BiLD-Kollegen, für alle, die ein Herz für den Boulevard-Journalismus haben, bist Du eine Schande.
Ich finde es schade, dass Du Deine Chance so versemmelt hast. Denn ein BILD-Buch zu machen, ist ja per se keine schlechte Idee. Jeder möchte wissen, wie BILD tickt. Insofern: Gute Idee. Aber so unjournalistisch und schlecht gemacht, dass ich gerade eben erst mal duschen gegangen bin: Dieses Buch ist nicht nur schmutzig, es macht auch schmutzig.
Ich war Redakteur bei BILD, schon unter Prinz, auch in Eurer Zeit. Tiedje und Bartels. Zwei Nullen machen Blatt. Wir haben uns damals über Euch und Eure Hahnenkämpfe totgelacht. Tiedje und Du wart die größten Selbstdarsteller der Neuzeit. "Wer kriegt das Zimmer von Prinz?" Der eine dachte, er wäre schlau und kam am ersten Arbeitstag schon morgens um sechs, um es zu besetzen. Nur, schade: Der andere war bereits um fünf im Büro und hatte es besetzt. Wer von Euch bestand eigentlich damals auf einer eigenen Dusche im Büro, was AS viel Geld kostete? Das warst doch Du, oder?
Als Blattmacher habt Ihr beide keine Spuren hinterlassen, sondern Ihr ward vorwiegend mit Euch selbst beschäftigt. Insofern war es okay, dass man Dich irgendwann gefeuert hat. Keinesfalls warst Du eine Leuchte als Chefredakteur der BILD. Ich hatte jedenfalls vor Euch und nach Euch bessere Journalisten als Chefredakteure. Du zumindest hattest weder Charisma noch neue Ideen, hast das Blatt weder nach vorn gebracht noch neue Akzente gesetzt, kurz gesagt: Nach meiner Erinnerung hast Du halt da gesessen, auf Hans-Hermann Tiedje gestarrt und Co-Chefredakteur gespielt. Also, ich wage mal das Bild: Du hattest stets den kleineren Schwanz, und Tiedje hatte den längeren. Das hast Du wohl bis heute nicht verkraftet.
Ich traf Dich vor Jahren mal zufällig auf einer Tanke an der Hamburger Amsinckstraße. Ich sah einen kleinen, verbitterten, sehr alt gewordenen Mann in einem seltsamen Habitus, mit riesigem Cowboyhut, hohen Stiefeln, denen nur die Sporen fehlten, wie aus einem 50er-Jahre-Western entsprungen, mit flehender Geste: "Hauke, du kennst mich doch noch? Ich bin`s, Peter Bartels, der genialste Chefredakteur, den BILD je hatte!".
Dann habe ich nichts mehr von Dir gehört. Außer Streit mit Deinem Nachbarn (war der nicht vom SPIEGEL?), seltsamen Plänen von eigener Autobahnabfahrt und Hubschrauberlandeplätzen mit Ausnahmegenehmigung auf Deiner Ranch, die wahrscheinlich nur ein etwas größerer Garten war. Kann aber auch alles weit übertriebener Branchen-Talk gewesen sein. Peter Bartels war nun nicht mal mehr eine Recherche wert, sondern ein größenwahnsinniger Blattmacher von gestern. Ein alter Mann. Ein kranker Egozentriker.
Einer, der zwar Jäger war, der aber den Schuss nicht mehr hörte. Ich denke, den Schuss hörst Du heute auch nicht mehr. Lieber Peter Bartels: Halte einfach die Klappe. Und schreibe nie wieder ein Buch. Wir sehen uns bestimmt mal wieder an einer Tanke an der Amsinckstraße, aber die Hand würde ich Dir dann nicht geben: Pegida- und AfD-Fans gebe ich nicht die Hand.