Deutschland geht es schlecht, aber nicht wegen dieser Feiertage. Eilends melden sich aber einige Stimmen aus der Wirtschaft und wollen ausgerechnet unsere höchsten Feiertage um 50 Prozent kürzen.
Von Meinrad Müller
Bertram Brossardt von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Nicola Leibinger-Kammüller von Trumpf, Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft und Moritz Schularick vom Institut für Weltwirtschaft. Sie alle nennen Ostermontag, Pfingstmontag und den zweiten Weihnachtsfeiertag als überflüssig. Diese drei Tage gehören jedoch fest in unser Jahr.
Mehr Arbeitstage sollen mehr Leistung bringen
Die Begründung wirkt zu einfach. Doch die meisten Menschen arbeiten heute nicht mehr an Maschinen oder am Fließband. Sie arbeiten mit Kopf, Sprache und Erfahrung. Ein Grafiker malt nicht mehr, wenn man ihm einen Feiertag streicht. Eine Journalistin schreibt nicht mehr, nur weil Pfingsten kein Ruhetag mehr ist. Ein Beamter wird nicht produktiver, wenn er am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder im Büro sitzt. Wer Menschen ausdrückt wie eine Zitrone, schwächt die Kraft, die er eigentlich steigern will.
Muslimische Feiertage
Zur gleichen Zeit lesen wir, dass in Schleswig-Holstein muslimische Schüler am Zuckerfest oder am Opferfest freihaben können. Auch Arbeitgeber sollen solche Wünsche möglich machen. Das sind keine gesetzlichen Feiertage, aber es sind deutliche Signale. Hier werden christliche Feiertage in Frage gestellt. Dort entstehen neue Freiräume für islamische Feste. Viele empfinden das als Schlag ins Gesicht, weil die Richtung nicht mehr stimmt.
Unsere Feiertage sind Teil unserer Geschichte
Ostern, Pfingsten und Weihnachten tragen das kulturelle Fundament dieses Landes. Ohne sie gäbe es viele unserer Traditionen nicht. Die ersten Universitäten waren kirchlichen Ursprungs. Sie haben Generationen Halt gegeben. Wer diese Tage streichen möchte, nimmt den Menschen nicht nur freie Zeit. Er nimmt ihnen etwas, das zu ihrem Leben gehört. So wie die Weihnachtsmärkte.
Auch in meiner Jugend gab es noch solche festen Tage. Der Josefstag am 19. März war kein offizieller Feiertag, doch die Bauern legten ihr Werkzeug weg und man besuchte Onkel, Tante und Verwandte. Der Josefstag war nicht vorgeschrieben. Aber der Heilige Josef gilt als Schutzpatron der Arbeiter und Handwerker. Der Tag wurde dennoch gefeiert, weil der Glaube und das Dorfleben zusammengehörten. Es war auch ein symbolischer Wendepunkt. Der Winter geht, das neue Arbeitsjahr beginnt, man schaut wieder nach vorne.
Drei Feiertage weniger retten keine Wirtschaft.
Aber sie zerstören unsere Kultur. Und das spürt jeder. Als Köln, Straßburg und Ulm ihre großen Kathedralen bauten, hatten die Menschen fast fünfzig kirchliche Feiertage im Jahr. Diese Tage waren feste Punkte im Kalender. Die Menschen legten die Arbeit nieder, sie kamen zur Ruhe, man ging zur Kirche und man feierte. Diese Tage gehörten dazu, weil der Glaube den Alltag prägte und der Kalender den Menschen Orientierung gab.
Ist der Bedarf an Orientierung heute nicht größer denn je?
Als Kompromiss könnte eingeführt werden, dass diese drei bezahlten Feiertage, Ostermontag, Pfingstmontag und der zweite Weihnachtsfeiertag nur für die Kirchensteuerzahler gelten.
Alle anderen müssen einrücken.
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