Vor einem Jahr hatte ihn das US-Justizministerium unter anderem wegen Copyright-Verstößen und Geldwäsche angeklagt und seine damalige Plattform Megaupload geschlossen. Jetzt schießt Kim Dotcom zurück.
Der in Neuseeland ansässige deutsche Internetunternehmer Kim Dotcom hat zum Start seines neuen Cloud-Speicherdienstes Mega das Vorgehen amerikanischer Behörden gegen ihn hart kritisiert. Vor einem Jahr hatte ihn das US-Justizministerium unter anderem wegen Copyright-Verstößen und Geldwäsche angeklagt und seine damalige Plattform Megaupload geschlossen. Die US-Behörden hätten "aus politischen Motiven ein völlig legitimes Geschäftsmodell einfach aus dem Markt geschossen", sagte er dem SPIEGEL.
Die Anklage sei "böswillig, konstruiert und falsch und auf dieser Grundlage wurden wir unseres gesamten Vermögens beraubt", so Dotcom. Auch bei seinem neuen Dienst Mega handelt es sich um einen Online-Speicher in der Cloud. Direkt aus ihrem Browser sollen die Nutzer damit ihre Daten hochladen können, die dabei automatisch verschlüsselt werden.
Dass die Behörden auch diesen Dienst vom Netz nehmen, hält Dotcom für unwahrscheinlich: "Wir haben die Angriffspunkte der Anklage genau analysiert das ist juristisch wasserfest." Mehrheitseigentümer von Mega ist der Trust me Trust, die Dotcom-Familienstiftung, drei seiner wegen der "Mega-Verschwörung" Mitangeklagten halten zusammen weitere 35 Prozent, darunter die Deutschen Mathias Ortmann und Finn Batato.
Das neue Angebot sei eine "Notwehr und Selbstverteidigung", sagt Ortmann, dessen Reisepapiere eingezogen und dessen Konten eingefroren wurden und der seither in Neuseeland festsitzt. Eine Basisversion des zunächst werbefreien Dienstes ist kostenlos, mehr Speicherplatz und schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten sollen zwischen 9,99 Euro und 29,99 Euro im Monat kosten.
Gegen einen Vergleich seiner Angebote mit dem Piraterie-Portal Kino.to, dessen Macher zu Haftstrafen verurteilt wurden, wehrt sich Kim Dotcom vehement. "Die waren wirklich kriminell, sie haben selbst Inhalte hochgeladen und andere dafür bezahlt, sie haben die Filme selbst katalogisiert und eine eigene Suchseite betrieben. Nichts davon haben wir gemacht, unsere Angebote trennen Welten."
Der heutige Kim Dotcom hatte noch unter seinem Geburtsnamen Schmitz in Deutschland zu Zeiten der New Economy Schlagzeilen gemacht und wurde damals wegen Insiderhandels verurteilt. "Ich bin als junger Mann damals unfair behandelt worden, das hat Narben hinterlassen", sagt er. "In Deutschland sehe ich mich nicht mehr." Er werde sich anders als damals in der aktuellen Auseinandersetzung auf keinerlei Deals mit den Anklägern einlassen, so Dotcom: "Ich bin im Recht und werde das diesmal durchkämpfen, bis zum Schluss."
Vor genau einem Jahr hatte die Justiz den Unternehmer ins Visier genommen: US-Behörden warfen ihm vor, mit dem Speicherdienst Megaupload an der Verbreitung illegaler Kopien von Filmen, Musik und Software beteiligt zu sein. Auf Veranlassung der USA durchsuchten Sondereinsatzkräfte der neuseeländischen Polizei sein luxuriöses Anwesen in der Nähe von Auckland und nahmen ihn und Mitarbeiter des Megaupload-Managements vorübergehend fest. Das Portal ging vom Netz. Das Oberste Gericht in Neuseeland erklärte die Razzia später für rechtswidrig.
Im Handelsblatt-Interview griff Dotcom, der früher Kim Schmitz hieß, die Behörden scharf an: Die Schließung von Megaupload sei illegal gewesen. „Wir haben uns an die Gesetze gehalten. Wir haben die Dokumente, die uns als Urheberrechts-Verfehlungen gemeldet wurden, immer runtergenommen.“ Zudem hätten die Medienunternehmen über einen „Direct-Delete“-Anschluss selbst Inhalte löschen können.
Dotcom bestreitet nicht, dass über Megaupload illegale Kopien verbreitet wurden. Dafür könne er jedoch nicht verantwortlich gemacht werden. „Megaupload konnte für legitime Zwecke benutzt werden, aber eben leider auch für illegitime.“ Es sei aber eine „Lüge“, dass die Firma Piraterie mit einem Belohnungsprogramm gefördert habe: „Das wird sich vor Gericht herausstellen.“
Das neue Portal Mega werde die Gesetze einhalten. „Wenn wir von Rechteinhabern informiert werden, dass sich auf Mega illegale Inhalte befinden, dann werden die natürlich runtergenommen“, sagte Dotcom. Zu einem präventiven Vorgehen gegen Piraterie äußerte er sich jedoch nicht. In Deutschland zeichnet sich eine Rechtsprechung ab, die von Speicherdiensten wie Rapidshare oder Mega eine proaktive Suche nach illegalen Inhalten einfordert.
Dotcom teilte zudem gegen die Filmindustrie aus: „Es ist das Geschäftsmodell von Hollywood, das Piraterie fördert. Wenn man im Zeitalter des Internets ein Angebot in einem Land macht und in einem anderen erst sechs Monate später, dann hat man natürlich das Problem selber heraufbeschworen.“
Das vollständige Interview lesen sie unter:
http://www.handelsblatt.com