Neue Allzeit-Hochs an der Wall Street. Neue Jahreshöchstkurse an der Moskauer Börse. Gold und Silber im freien Fall. Nach der Wahl ist vor der Wahl: Italy is next.
von Andreas Männicke
Am 8. November wurde überraschend Donald Trump zum nächsten amerikanischen Präsidenten gewählt. Hillary Clinton hat zwar mehr Stimmen bekommen, aber durch das amerikanische Wahlsystem wurde Trump der neue Präsident. Als nach europäischer Zeit nachts um 4 Uhr schon relativ klar wurde, dass Trump der neue US-Präsident wurde, brachen zunächst die Aktienkurse in Japan ein, wo schon gehandelt wurde.
Auch der DAX startete mit einem Minus von 3 Prozent. vorbörslich sogar bei knapp unter 10.000 Indexpunkten. Schon am 9. November gab es dann aber eine bemerkenswerte Rally, die kaum einer erwartet hatte. Der DAX schloss dann per Saldo mit über 10.600 Indexpunkten sogar im Plus und auch die Wall Street. Besonders stark stiegen die Kurse an der Moskauer Börse. Die Frage ist jetzt, wie lange der positive Trump-Effekt anhält.
Der überraschende Trump-Effekt: Aktien top, Gold ein Flop – Zinsen steigen!
Die Hauptgewinner sind die Banken weltweit. Im DAX sprangen Deutsche Bank und Commerzbank in die Höhe. Der Grund sollen Eindeckungen von Leerverkäufen zu sein.
Am 10. November und 11. November erreichten die Kurse an der Wall Street sogar neue Allzeit-Höchststände Der Dow Jones Industrial Index stieg erstmals auf über 18.840 Indexpunkte. Es stiegen aber auch die Zinsen stark an. Gold und Silber konnten entgegen den Erwartungen nicht vom Wahlsieg profitieren und brachen im Kurs ein, weil unter Trump auch höhere Zinsen erwartet werden.
Gold erreichte zwar am 9. November zunächst einen neuen Höchstkurs von 1335 US-Dollar/Unze; er brach dann aber um über 100 USD-Dollar auf nunmehr 1228 USD-Dollar-Unze ein, weil der US-Dollar und auch die Zinsen in den USA stark anstiegen. Noch stärker gab aber Silber nach, das am 9. September fast auf 19 US-Dollar anstieg, dann aber alleine am Freitag um 6,7 Prozent auf 17,31 US-Dollar einbrach. Kupfer stieg zunächst um 20 Prozent (!)) von 5000 auf 6000 US-Dollar/Unze, gab am Freitag aber auch wieder auf 5558 USD-Dollar die Tonne nach (-1,09 Prozent).
Starker Dollar und steigenden Zinsen als neuer Trend?
Der Euro stieg zum Dollar zunächst auf 1,12 EUR/USD an, brach aber nun auf 1,08 EUR/USD ein. Gold und Silber fielen auch deswegen so stark, wie die US-Renditen von Staatsanaleinen stark ansteigen, aber auch in Europa. So fiel der T-Bond-Future von 163 auf 155 und der Euro-Bund-Future von 163 auf 160. Der T-Bond-Future war im Juli noch bei 175. Der Trend steigender Zinsen ist in den USA also schon etwas älter, in Europa aber neu, denn im September war der Euro-Bund-Future noch nach dem Allzeit-Hoch bei 168.
Die meisten Experten und Analysten hatten genau das Gegenteil im Fall eines Wahlsiegs von Trump erwartet, zumindest kein neues Allzeit-Hoch an der Wall Street und auch keine neuen Monatstiefststand bei Gold und Silber. Der Trend steigender Zinsen und auch Inflationsraten dürfte sich fortsetzten. Daher wird die amerikanische Notenbank am 14. Dezember die Zinsen wohl erhöhen und diesen Trend steigender Zinsschritte auch in 2017 fortsetzen. Dies sind dann aber nur weiter Schritte zu Normalisierung, die aber sehr schmerzlich für die Aktienmärkte in 2017 werden könnten.
Es besteht nun aber die Gefahr, dass die Anleihen-Blase platzt und dass es zu einem Anleihen-Crash kommt, was sich dann auch negativ auf die Aktienmärkte auswirken könnte. Dann dürfte eine Jahresendrally ausbleiben. Die Kursschwankungen dürften in jedem Fall zunehmen.
Wehret den Anfängen!
Als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor kommen auch noch die Wahlen am 5. Dezember in Italien, wo es auch zu einer Art Protestwahl kommen könnte. Das gefährliche wäre, dann dass sich in westlichen Industrienationen Nationalisten und Populisten immer mehr durchsetzen mit der Folge von mehr Protektionismus. Wie wir alle wissen wurde aus einem solchen Szenario in den 30-er Jahren der 2. Weltkrieg. Man kann nur hoffen, dass die jeweilige politische Elite nun endlich die richtige Ansprache und auch die richtigen Argumente findet, den Nationalistischen und populistischen Tendenzen zu begegnen, denn sonst entsteht in 2017 Chaos in Europa. Möglicherweise war der Brexit der erste Schritt und Trump der 2. Schritt zu Tendenzen, die in einem Chaos und Bürgerkrieg, vor allem aber auch zur Spaltung Europas enden können. Wehret den Anfängen!
Alle lagen falsch
Sie lagen aber alle wie schon beim Brexit falsch: für die Medien und Wahlprognosen kam bei den US-Präsidentschaftswahl nur einen Kandidat in Frage und zwar Hillary Clinton. Auch für die Wettbüros in Großbritannien stand der Sieger schon fest, nachdem das FBI bei der E-Mail-Affäre von Clinton keine strafbaren Taten feststellen konnte. Die Quoten für Trump sprangen am 7. und 8. November in Höhe. Wer auf Trump setzte, konnte mit Trump also in Wettbüros viel Geld verdienen, denn die Quoten für Trump sprangen über Nacht am 7. November vom 15 auf 50. Auch für die westlichen Politiker kam nur Clinton als Wahlsieger in Frage. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Trump sogar als „Haßprediger“.
Alternative Medien freuen sich über Trump als Wahlsieger
In den alternative Medien im Internet, wo es zum Teil wesentlich bessere Hintergrundinformationen gibt, war jedoch Trump der Favorit und dort war es keine, Überraschung, dass Trump die Wahl in den USA gewinnt. Im Gegenteil: dort wird der Sieg Trumps auch als Sieg gegen die sehr einseitig informierende und damit desinformierende „Lügenpresse“ gefeiert – und das sind nicht wenige, sondern immer mehr.
Auch hier sollten einige Medienvertreter einmal von ihren hohen Ross herunterkommen und versuchen, die Realitäten richtig einzuschätzen, vor allem aber differenzierter zu informieren und besser zu recherchieren. Dies gelang beim Syrien und Ukraine-Konflikt bisher nicht und auch nicht bei dem USA/EU und Russland-Konflikt, wo die Leitmedien oft sehr einseitig (des)informierten, was schon zuweilen wie Propaganda anmutete. Aber auch das merkt das „Volk“.
Kommt unter Trump eine neue Entspannungspolitik mit Russland?
Vor allem dürften aber auch die Spannungen mit Russland abnehmen, denn Trump will mit Putin zusammen gegen den IS kämpfen. Unter Clinton wäre es in der Tat zu einer Eskalation mit Russland (nicht nur) in Syrien kommen, was nun vermieden wurde. Dies honorierte vor allem Putin, der als einer der ersten Trump zum Wahlsieg gratulierte, ebenso wie Le Pen aus Frankreich, wo im Mai ein neuer Präsident in Frankreich gewählt wird. Le Pen will raus aus der NATO, raus aus der EU und raus aus dem Euro!
Moskauer Börse profitiert stark von dem Wahlsieg von Trump
Aufgrund der Möglichkeit einer Entspannung des angespannten Verhältnisses zwischen den USA und Russland kam es auch zu einem Kursprung an der Moskauer Börse nach dem Wahlsieg von Trump. Der russische RTS-Index überwand wieder die magische 1000-er Marke, schloss aber am Freitag bei 970 Indexpunkten, da der Ölpreis stark nachgab. Besonders stark stiegen zunächst Öl/Gas-Aktien wie Gazprom und LUKoil sowie Stahl-/Kohleaktien wie Severstal und die Evraz Group, weil Trump auch diese Sektoren in den USA fordern will. So kam es zu einem positiven Trump-Effekt auch der Moskauer Börse, den zuvor keiner erwartet hatte.
OPEC uneinig, Öl fällt
Wichtig für Russland wird nun auch die nächste OPEC-Konferenz Ende November. Der Brentölpreis gab zuletzt auf 46 US-Dollar/Barrel nach, weil die wenigstens glauben, dass sich die OPEC Ende November tatsächlich auf eine zuvor angekündigte Fördermengenverringerung einigen kann. Iran und Irak wollen immer noch ihr eigenes Süppchen kochen.
Osteuropa bleibt top
Dennoch bleibt auch nach dem überraschenden Wahlsieg von Donald Trump die Moskauer Börse mit einem Plus von über 30 Prozent einer der Top-Performer der Welt. 10 Börsen aus Osteuropa sind weiterhin unter den 30 am besten performenden Börsen der Welt, also immerhin ein Drittel. Es lohnt sich also wieder ein Blick über den Tellerand, vor allem nach Osteuropa. Melden Sie sich daher jetzt an zum nächsten Ostbörsen-Seminar „Go East – Wir schaffen das“ am 23. November 2016 um 17.30 Uhr gleich nach dem Eigenkapital-Forum (Info und Anmeldung unter http://www.eaststock.de/Dienstleistungen/Seminare, wo nicht nur die neuen Chancen an den Osteuropa-Börsen, sondern auch die globalen Anlagestrategien besprochen werden.
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