Europa ist ein bunter Flickenteppich, wenn es um die Regulierung von Online-Glücksspiel geht. Während einige Länder auf strikte Kontrolle und staatliche Monopole setzen, haben andere liberale Lizenzmodelle etabliert.
Diese Unterschiede haben nicht nur rechtliche, sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen – sowohl für Anbieter als auch für Verbraucher.
Deutschland: Vom Chaos zur Einheitlichkeit
Lange Zeit herrschte in Deutschland regulatorisches Durcheinander. Schleswig-Holstein ging einen Sonderweg, andere Bundesländer pochten auf Verbote. Seit Juli 2021 bringt der neue Glücksspielstaatsvertrag erstmals bundesweit einheitliche Regeln. Online-Casinos und Sportwetten sind nun legal – allerdings mit strengen Auflagen: monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro, verpflichtende Sperrdatei, kein Autoplay bei Slots. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder überwacht die Einhaltung dieser Vorgaben.
Großbritannien: Der Vorreiter mit langer Tradition
Das Vereinigte Königreich gilt als einer der am besten regulierten Märkte weltweit. Die UK Gambling Commission lizenziert seit 2005 Online-Anbieter und hat im Laufe der Jahre die Standards kontinuierlich verschärft. Besonders bemerkenswert: strenge Werberichtlinien, umfassende Spielerschutzmaßnahmen und hohe Transparenzanforderungen. Seit dem Brexit agiert das Land noch autonomer – und verschärft weiter. Zuletzt wurden Kreditkartenzahlungen für Glücksspiel verboten.
Malta: Die Lizenzinsel im Mittelmeer
Malta hat sich als Lizenzstandort einen Namen gemacht. Die Malta Gaming Authority vergibt Lizenzen, die in der gesamten EU anerkannt werden – zumindest theoretisch. In der Praxis erkennen viele Länder mit eigenen Lizenzsystemen maltesische Genehmigungen nicht ohne weiteres an. Trotzdem bleiben hunderte Anbieter auf der Insel ansässig, angezogen von günstigen Steuersätzen und pragmatischer Regulierung. Interessanterweise gibt es auch Anbieter, die auf Lizenzen aus Nicht-EU-Staaten setzen. Detaillierte Erfahrungen zu Curacao Online Casinos zeigen, dass solche außereuropäischen Lizenzen oft mit weniger strikten Auflagen einhergehen – was Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Skandinavien: Zwischen Monopol und Liberalisierung
Schweden hat 2019 seinen Glücksspielmarkt für private Anbieter geöffnet – ein Paradigmenwechsel nach Jahrzehnten staatlichen Monopols. Die Spelinspektionen erteilt Lizenzen und überwacht den Markt streng. Parallele Werbekampagnen aller Anbieter führten allerdings zu Diskussionen über Spielsucht, weshalb die Behörden nachsteuerten.
Norwegen und Finnland halten dagegen am Staatsmonopol fest. In Norwegen darf nur Norsk Tipping Online-Glücksspiel anbieten, in Finnland nur Veikkaus. Diese Modelle sind europarechtlich umstritten, werden aber aus Gründen des Spielerschutzes verteidigt. Faktisch spielen viele Skandinavier trotzdem bei internationalen Anbietern – das Monopol lässt sich praktisch kaum durchsetzen.
Frankreich, Spanien, Italien: Strenge Lizenzregime
Diese drei Märkte haben eines gemeinsam: Sie vergeben nationale Lizenzen und schotten sich gegen ausländische Anbieter ab. Frankreich erlaubt Online-Sportwetten und Poker, verbietet aber Online-Casinos. Die französische Regulierungsbehörde ANJ kontrolliert akribisch und verhängt empfindliche Strafen bei Verstößen.
Spanien lizenziert auch Online-Casinos, hat aber strenge Werbeverbote eingeführt. Zwischen 1 und 5 Uhr sowie während Sportübertragungen darf nicht geworben werden. Italien gilt als einer der reguliertesten Märkte überhaupt – mit entsprechend hohen Lizenzkosten für Anbieter.
Osteuropa: Von liberal bis restriktiv
Polen verbietet Online-Glücksspiel weitgehend – mit Ausnahme des staatlichen Monopolisten. Auch die Niederlande haben lange Zeit ein faktisches Verbot aufrechterhalten, bis im Oktober 2021 ein Lizenzmodell eingeführt wurde. Tschechien und Rumänien dagegen vergeben Lizenzen relativ unkompliziert.
Wirtschaftliche Dimension der Regulierung
Die unterschiedlichen Regulierungsansätze haben massive ökonomische Auswirkungen. Börsennotierte Glücksspielkonzerne müssen ihre Strategien länderspezifisch ausrichten, was sich in Quartalszahlen niederschlägt. Entwicklungen an den Kapitalmärkten zeigen regelmäßig, wie Regulierungsankündigungen die Aktienkurse großer Anbieter beeinflussen. Flutter Entertainment, Entain oder Evolution Gaming – sie alle reagieren sensibel auf regulatorische Veränderungen.
Gleichzeitig entstehen durch strenge Regulierung Schwarzmärkte. Anbieter ohne lokale Lizenz bedienen weiterhin Kunden in restriktiven Märkten. Die Frage, welches Glücksspiel überhaupt erlaubt und legal ist, lässt sich pauschal kaum beantworten – zu unterschiedlich sind die nationalen Regelungen.
Ausblick: Harmonisierung bleibt Wunschdenken
Eine europaweit einheitliche Regulierung ist nicht in Sicht. Zu unterschiedlich sind die kulturellen Haltungen zum Glücksspiel, zu verschieden die fiskalischen Interessen der Staaten. Während einige Länder Glücksspiel als Steuerquelle betrachten, sehen andere darin primär ein Suchtproblem.
Die Tendenz geht eher zu mehr Regulierung als zu Liberalisierung. Spielerschutz, Geldwäscheprävention und Jugendschutz stehen im Fokus – völlig zu Recht. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob nationale Alleingänge in einem digitalen Binnenmarkt noch zeitgemäß sind. Die Diskussion wird weitergehen – und mit ihr die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern.



