35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist die Bilanz zwiespältig. Während wirtschaftlich und gesellschaftlich vieles zusammengewachsen ist, so gibt es aber noch immer ein paar alte Bruchlinien. Vor allem mit Blick auf die Politik.
Ost und West nähern sich zwar an, aber sie denken und fühlen in manchen Fragen weiterhin unterschiedlich. Somit ist der 35. Tag der Deutschen Einheit nicht nur ein Tag des Feierns, sondern auch ein Moment der Selbstreflexion über den Stand der Wiedervereinigung.
Ein Jubiläum zwischen Freude und Ernüchterung
Am 3. Oktober 2025 feierte Deutschland also zum 35. Mal seine Wiedervereinigung. Ein Datum, das vor gar nicht allzu langer Zeit mit grenzenloser Euphorie verbunden war. Im Herbst 1990 explodierten die Feuerwerkskörper über Berlin, Menschen umarmten sich, die Freude über das Ende der jahrzehntelangen Teilung war grenzenlos. Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, ist man nicht mehr so begeistert. Viele Deutsche empfinden den Tag nicht mehr als emotionales Ereignis, sondern als staatlichen Feiertag mit historischem Anstrich.
Eine aktuelle Civey-Umfrage zeigt zudem ein gemischtes Bild: Auch wenn Ost- und Westdeutsche mit ihrem persönlichen Leben ähnlich zufrieden sind - 58 Prozent im Osten und 60 Prozent im Westen -, so gibt es doch keine Einigkeit beim Gesamtgefühl der Einheit. Unter der Oberfläche existieren selbst 35 Jahre nach dem Mauerfall noch tiefe Risse, die sich in Einkommen, Vermögen und politischer Haltung ganz klar bemerkbar machen.
Wirtschaftlich zusammengewachsen, doch ungleich verteilt
Das Lohngefälle zwischen Ost und West bleibt der wohl empfindlichste Punkt beim direkten Vergleich. Laut einer Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung verdienten Beschäftigte in Westdeutschland im Jahr 2024 im Schnitt 4.810 Euro brutto, während der Angestellte im Osten nur 3.973 Euro verdiente. Ein Unterschied von 17,4 Prozent. Auch wenn sich der Abstand in den vergangenen zehn Jahren von 24 auf 17 Prozent verringert, kann man dennoch nicht von einer völligen Gleichheit sprechen.
Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man sich das Vermögen ansieht. Ostdeutsche Haushalte verfügen im Schnitt über weniger als die Hälfte des westdeutschen Durchschnitts. Der Soziologe Steffen Mau, der Autor des Buchs „Ungleich vereint“, beschreibt die Situation als „dauerhafte Schieflage“. Im Osten sei der Niedriglohnsektor größer, das Eigentum an Immobilien seltener und das Erbschaftsvolumen geringer. Aus diesem Grund falle auch weniger Erbschaftssteuer an. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich Vermögen über Generationen hinweg im Westen stärker akkumuliert habe.
Rentenangleichung als positives Signal
Über Jahrzehnte wurde über die Rentenangleichung zwischen Ost und West diskutiert, nun ist sie endlich Realität. Seit dem Juli 2023 wird die Rente in beiden Landesteilen nach dem gleichen aktuellen Rentenwert berechnet. Das Ergebnis mag durchaus bemerkenswert sein: Menschen, die im Jahr 2024 in den Ruhestand gingen, bekommen im Osten im Durchschnitt sogar etwas mehr als ihre westdeutschen Altersgenossen. Und zwar rund 70 Euro pro Monat.
Davon profitieren vor allem die Frauen. In der DDR war es damals selbstverständlich, dass Frauen berufstätig waren und Kinderbetreuung galt als gesellschaftliche Aufgabe. Dadurch konnten viele Ostdeutsche über die letzten Jahrzehnte hinweg kontinuierlich Beiträge in die Rentenversicherung einzahlen. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut - WSI - warnt jedoch, dass die Rentenangleichung langfristig nicht allen zugutekomme. Denn viele Beschäftigte müssten aufgrund niedrigerer Einkommen auch mit geringeren Altersrenten rechnen.
Natürlich ist es ratsam, in jungen Jahren für das Alter vorzusorgen. Man sollte hier recht früh das Einkommen derart unterteilen, dass man für später investieren kann, aber noch immer genug Geld hat, um auch dem einen oder anderen Hobby nachgehen zu können. Das kann etwa das Sammeln von Schallplatten sein. Auch der Kinobesuch kann ein Hobby sein. Viele Deutsche versuchen auch im Online Casino ihr Glück und befassen sich immer häufiger mit Casinos mit Meme Coins. Hier gibt es eine breite Spielevielfalt und die Möglichkeit, attraktive Gewinne einfahren zu können. Natürlich kann man aber auch abseits der Casinos einen Blick auf Kryptowährungen und Meme Coins werfen und so auf diese Art und Weise für die Zukunft vorsorgen.
Arbeitsmarkt: Annäherung trotz Schrumpfung
Ein Wandel kann auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt festgestellt werden. Die Arbeitslosenquote im Osten hat sich über die Jahre deutlich der westdeutschen Arbeitslosenquote angenähert. Das Ifo-Institut sieht in der Angleichung der Erwerbsbeteiligung eine der größten Errungenschaften der Wiedervereinigung. Dennoch sind es demografische Veränderungen, die den Fortschritt dämpfen. Denn immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter leben in Ostdeutschland, was das Arbeitsangebot schrumpfen lässt.
Der Blick auf den Stundenlohn verrät, dass dieser im Schnitt noch immer rund 12 Prozent unter dem westdeutschen Niveau liegt. In den strukturschwachen Regionen ist man sogar 17 Prozent darunter. Berücksichtigt man aber die geringeren Lebenshaltungskosten, zeigt sich hingegen ein ganz anderes Bild. Denn die Kaufkraft im Osten entspricht mittlerweile über 90 Prozent des westdeutschen Niveaus. In einigen ostdeutschen Bundesländern übersteigt das reale Pro Kopf-Einkommen sogar jenes in wirtschaftlich schwächeren westlichen Regionen. Somit ist klar, dass Unterschiede bestehen, aber kleiner werden.
Demokratische Kluft: Wenn Vertrauen schwindet
Besonders deutlich zeigen sich die Gräben jedoch in der politischen Kultur. Eine Umfrage des Tagesspiegels offenbart, dass rund 86 Prozent der Westdeutschen die Demokratie als beste Staatsform ansehen, im Osten sind es aktuell aber nur 73 Prozent. Diese Skepsis spiegelt sich auch im Wahlverhalten wider: Die AfD erzielt in Bundesländern wie Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern Zustimmungswerte von mehr als 35 Prozent, weit höher als im Westen. Laut aktuellen Umfragen liegt die AfD aber bundesweit derzeit bei über 26 Prozent und würde somit die meisten Stimmen bekommen.
Der Soziologe Mau warnt daher vor einer „Erosion des Vertrauens“. Teile der ostdeutschen Gesellschaft würden sich politisch und kulturell übergangen fühlen. Viele Menschen hätten das Gefühl, ihre Lebenswirklichkeit finde in der Berliner Politik auch keine Beachtung. Auch die Frage der Repräsentation spielt dabei eine große Rolle: Laut Umfragen glauben drei Viertel der Ostdeutschen, ihre Region sei in der Bundesregierung unterrepräsentiert. Von den derzeit 17 Ministern und Kanzler Friedrich Merz (CDU) stammen nur zwei aus Ostdeutschland - das ist ein Missverhältnis, das die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit natürlich weiter verstärkt.



