Kaum eine Woche vergeht, an der nicht eine neue Kryptowährung vom Stapel läuft. Obwohl die Erfindung des Konzepts erst wenig mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt, gibt es mittlerweile schon rund 7.000 verschiedene Coins.

Bei einer so hohen Anzahl an Neuzugängen kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. Deshalb gibt es auch viele professionelle Anleger, die noch nie etwas von Wrapped Bitcoin (WBTC) gehört haben - und das obwohl diese Kryptowährung schon seit mehr als einem Jahr auf dem Markt ist. Allerdings hat sie erst in den vergangenen Monaten erheblich an Beliebtheit gewonnen. Mit einer Marktkapitalisierung von fast einer Milliarde US-Dollar gehört WBTC mittlerweile zu den Größen der Kryptowelt. Und auch das tägliche Handelsvolumen ist in den letzten Wochen rasant angestiegen. Doch was ist der Hintergrund für den Erfolg dieses Bitcoin-Ablegers?

Bitcoin trifft auf Ethereum

Genau genommen handelt es sich bei Wrapped Bitcoin nicht um eine eigenständige Kryptowährung, sondern um ein sogenanntes Token auf der Ethereum-Blockchain. WBTC nützt also die Ethereum-Infrastruktur, ist aber vom Wert des Ether unabhängig. Stattdessen wird WBTC durch Bitcoin gedeckt und soll im Wechselkurs von 1:1 zur beliebtesten Kryptowährung gehandelt werden. Dass die Wahl dabei auf Bitcoin fällt, ist kein Zufall. Denn Bitcoin hat schon viele Menschen reich gemacht und daher nach wie vor die höchste Marktkapitalisierung unter den digitalen Währungen. Auch unter den Nutzern automatisierter Trading-Software erfreut sich Bitcoin nach wie vor höchster Beliebtheit, da aufgrund der umfangreichen historischen Daten die Algorithmen hier besonders genau arbeiten.

Vorteile gegenüber Bitcoin

Wrapped Bitcoin vereint das hohe Ansehen, das Bitcoin bei Anlegern genießt, mit den Vorteilen der Ethereum-Blockchain. Dazu gehören unter anderem kürzere Transaktionszeiten. Damit wird eine Achillesferse der Bitcoin-Blockchain umgangen, die vielen Nutzern zu langsam arbeitet. Auch für die Nutzung als Zahlungsmittel ist WBTC deutlich besser geeignet als Bitcoin selbst. Es erfüllt den technischen Standard ERC20 und ist daher mit vielen anderen Diensten auf der Ethereum-Blockchain kompatibel. Gegenüber dem Ether hat WBTC den Vorteil, dass es zusätzliche Liquidität auf die Blockchain bringt. Aufgrund eines rasanten Anstiegs der Transaktionskosten auf der Ethereum-Blockchain wurde vor kurzem beschlossen, WBTC auch auf der Tron-Blockchain anzubieten. Die Entwicklungsdynamik von WBTC dürfte daher in den nächsten Wochen auch spürbare Auswirkungen auf das Gleichgewicht der Kryptomärkte haben.

WBTC und DeFi

Wrapped Bitcoin gilt als ein Vorzeigeprojekt der Decentralized Finance-Bewegung, kurz DeFi. Sie strebt nichts weniger als eine Neuordnung des aktuellen Finanzsystems durch die Eliminierung von Mittelsmännern zwischen den Partnern einer Transaktion an. Solche Mittelsmänner können beispielsweise Banken oder Börsen sein, die kräftig an jeder Transaktion mitverdienen und großen Einfluss auf die Geldströme der Welt haben. Anwendungen aus dem Bereich der DeFi sind neben Zahlungen beispielsweise auch die Kreditvergabe und der Austausch von Assets wie Kryptowährungen. Die DeFi-Bewegung will auf diese Weise Probleme wie Ungleichheiten beim Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Krediten sowie finanzielle Sanktionen durch Regierungen umgehen. WBTC könnte dazu führen, dass DeFi-Anwendungen, die ebenfalls auf der Ethereum-Infrastruktur aufbauen, größere Akzeptanz finden.