EZB warnt vor Shortsqueeze am Goldmarkt - Ein Kaufsignal?
Die EZB warnt vor einer möglichen Finanzkrise wegen Verwerfungen an den Gold-Terminmärkten. Allein in der Eurozone beläuft sich das Volumen der Goldderivate auf rund 1 Billionen Euro – das Dreifache der weltweiten Jahresproduktion von Gold. Müssen diese eingedeckt werden, kommt es zum Knall.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem jüngsten Bericht „Financial Stability Review“ eine deutliche Warnung ausgesprochen: Der Goldmarkt könnte die Stabilität des globalen Finanzsystems gefährden. Diese Aussage sorgt für Aufsehen, da Gold traditionell als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt. Doch was steckt hinter der Warnung? Welche Risiken sieht die EZB, und warum könnte ausgerechnet Gold, das Symbol für Stabilität, zu einer Bedrohung werden? Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe.
Gold als Krisenwährung: Ein Rekordhoch nach dem anderen
Seit 2023 ist der Goldpreis auf Rekordhöhe gestiegen und hat im April 2025 mit 3.500 US-Dollar pro Feinunze einen neuen Höchststand erreicht. Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig: Geopolitische Spannungen, etwa durch den Krieg in der Ukraine, die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump und die Angst vor neuen Handelszöllen, haben die Nachfrage nach Gold als sicherem Anlagewert befeuert. Besonders Zentralbanken, vor allem aus den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), haben ihre Goldreserven massiv aufgestockt, um sich unabhängiger von Dollar- und Euroreserven zu machen. So kaufte die chinesische Zentralbank allein 2024 über 200 Tonnen Gold.
Gold gilt als Absicherung gegen Inflation und politische Unsicherheiten. Doch genau diese gestiegene Nachfrage, insbesondere nach physischem Gold, sorgt nun für Besorgnis bei der EZB.
Das Problem: Physische Lieferung und Derivatemärkte
Im Zentrum der Warnung steht die gestiegene Nachfrage nach Gold-Terminkontrakten (Futures), die physisch erfüllt werden müssen. Diese Kontrakte verpflichten den Verkäufer, zu einem festgelegten Zeitpunkt eine bestimmte Menge Gold zu liefern. Seit November 2024 ist die Zahl solcher Kontrakte sprunghaft angestiegen, was zu einem historischen Höchststand bei Liefermeldungen an der New Yorker Terminbörse Comex führte.
Das Problem: Die physisch verfügbare Goldmenge ist deutlich geringer als die Zahl der ausgegebenen Kontrakte. In der Eurozone beläuft sich das Volumen der Goldderivate auf rund eine Billion Euro – das Dreifache der weltweiten Jahresproduktion von Gold. Viele dieser Kontrakte werden außerbörslich (Over-the-Counter, OTC) gehandelt, was die Transparenz einschränkt und Risiken erhöht. Sollten Investoren in großem Stil auf physischer Lieferung bestehen, könnten Lieferengpässe entstehen, die zu einem sogenannten „Goldpreis-Squeeze“ führen.
Lieferprobleme und Preisunterschiede
Ein konkretes Beispiel für die Probleme ist die Preisdifferenz zwischen Gold in London und den USA. Normalerweise sind die Preise an beiden Märkten gleich, doch die hohe Nachfrage in den USA führte dazu, dass Gold aus London nach New York transportiert werden musste. Die zusätzlichen Transportkosten verursachten einen Preisunterschied von bis zu 50 US-Dollar pro Unze – ein Novum in der Geschichte des Goldmarktes. Diese Logistikprobleme verdeutlichen, wie angespannt die Versorgung mit physischem Gold bereits ist.
Risiken für Banken und Finanzsystem
Die EZB warnt, dass Lieferengpässe erhebliche Konsequenzen haben könnten. Besonders betroffen wären sogenannte Bullion Banks wie JPMorgan oder HSBC, die auf den Handel mit Edelmetallen spezialisiert sind. Diese Banken sichern ihre Goldbestände oft durch Short-Wetten auf Terminmärkten ab, in der Erwartung, dass der Goldpreis sinkt. Steigt der Preis jedoch weiter oder können sie das benötigte Gold nicht liefern, drohen hohe Nachschusspflichten (Margin Calls) und Liquiditätsengpässe. Im schlimmsten Fall könnten solche Engpässe Banken in die Pleite treiben, was Erinnerungen an die Lehman-Krise von 2008 weckt.
Die EZB sieht zudem ein systemisches Risiko: Da viele Goldderivate außerhalb des Euroraums gehandelt werden, ist das Finanzsystem anfälliger für externe Schocks. Die hohe Konzentration des Marktes auf wenige große Akteure und die Intransparenz durch OTC-Geschäfte verstärken diese Gefahr. Ein plötzlicher Preiseinbruch oder massive Lieferprobleme könnten eine Kettenreaktion auslösen, die sich auf das gesamte Finanzsystem ausbreitet.
Kritik an der EZB: Ablenkung von eigenen Fehlern?
Während die EZB den Goldmarkt als Risiko darstellt, sehen einige Experten die Warnung kritisch. Sie argumentieren, dass die gestiegene Nachfrage nach physischem Gold ein Symptom für ein tieferliegendes Problem ist: das schwindende Vertrauen in das Papiergeldsystem. Die jahrelange expansive Geldpolitik der EZB, geprägt von Negativzinsen und Geldmengenausweitung, habe Liquiditätsblasen und Preisverzerrungen geschaffen. Anleger flüchten in Gold, weil sie das Finanzsystem als instabil wahrnehmen.
Experten wie Sebastian Wieschowski werfen der EZB vor, den Goldmarkt als Sündenbock zu nutzen, um von eigenen Fehlern abzulenken. Gold, so die Argumentation, sei kein Risiko, sondern spiegele die Instabilität des Systems wider. Die Tatsache, dass selbst Zentralbanken weltweit in den letzten Jahren massiv Gold gekauft haben, unterstreicht diese Sichtweise.
Nur physisches Gold im Eigenbesitz ist sicher
Die Warnung der EZB wirft die Frage auf, wie Anleger reagieren sollten. Experten empfehlen daher, direkt in physisches Gold zu investieren, um sich gegen Lieferrisiken von Derivaten abzusichern. Andere sehen in der Warnung ein Zeichen, dass die Nachfrage nach Gold weiter steigen könnte, was den Preis weiter antreiben würde.
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