Die Sozialpsychologin Pia Lamberty wirft der Bundesregierung einen falschen Umgang mit Impfgegnern vor. "Man ist von Werten vor der Pandemie ausgegangen, dass es nicht mehr als drei bis fünf Prozent radikale Impfgegner gibt", sagte die Mainzer Forscherin dem "Mannheimer Morgen" (Dienstagausgabe). Doch diese beeinflussten die Skeptischen und Ängstlichen.
Zudem sei bekannt, dass die Menschen der Wissenschaft skeptisch gegenüberstünden. In Befragungen, die aus der Zeit vor Corona stammten, gebe jeder Zweite an, lieber dem Bauchgefühl als "so genannten" Experten zu trauen. "Die Politik hat gedacht, wir brauchen keine Impfkampagne, und dann hat man gesehen: Oh Gott, da ist ja ein Problem." Auch bei der Fälschung von Impfpässen hätte der Gesetzgeber härter und früher durchgreifen müssen. Erste Berichte über gefälschte Impfpässe habe es bereits im Frühjahr gegeben. "Es gab frühzeitig Warnungen." Auf eine Impfpflicht würden die Menschen unterschiedlich reagieren: "Es wird vermutlich die geben, die selbst unsicher waren und die Entscheidung nun auf den Staat auslagern können. Aber eben auch die, die mit mehr Reaktanz, Trotz, oder Radikalisierung reagieren." Insgesamt sieht Lamberty, die seit Jahren zu Verschwörungstheorien forscht, eine bedrohliche Gemengelage: "Der Ton ist rau geworden, es brodelt, und die Menschen haben Angst."
Foto: Demo von Corona-Skeptikern, über dts Nachrichtenagentur