Das Umweltbundesamt (UBA) hat am Dienstag eine Studie vorgelegt, die zeigt, wie die Treibhausgase in Deutschland bis 2040 um über 90 Prozent gesenkt werden können.
"Die kommende Dekade von 2030 bis 2040 ist entscheidend, um in 20 Jahren die Treibhausgasneutralität in Deutschland sicher zu erreichen", sagte UBA-Präsident Dirk Messner. "Bereits heute müssen wir die notwendigen Weichenstellungen vornehmen, um die verschiedenen Sektoren in ihre Zielkorridore zu leiten." Dafür benötige es nach 2030 eine Weiterentwicklung des derzeitigen Bundes-Klimaschutzgesetzes.
Das UBA zeigt, welche Schritte die Politik in den einzelnen Sektoren und sektorübergreifend umsetzen kann. Wichtig ist demnach, dass die Zwischenziele und Leitplanken bereits heute auf ein treibhausgasneutrales Wirtschaften ausgerichtet werden und keine fossilen Pfadabhängigkeiten entstehen. Denn einmal eingeschlagene Entwicklungspfade und getätigte Investitionen lassen sich nur nach langen Abschreibungszeiträumen oder mit enormen Umstellungskosten verändern. "Eine kluge Klimaschutzpolitik hat zugleich auch immer die Wettbewerbsfähigkeit im Blick", so Messner. "Deutschland und Europa können Vorreiter einer starken, klimaneutralen Wirtschaft werden."
Treibhausgasneutralität wird laut UBA erreicht, indem bereits die Erzeugung von Treibhausgasen so weit wie möglich vermieden wird. Auf Basis eines konsequenten Ausbaus der erneuerbaren Energien müssten demnach Prozesse weiter elektrifiziert werden. Zum Transport der benötigten Strommengen sowie zur intelligenten Stromnutzung sei der Ausbau und die Digitalisierung des Stromnetzes zentral.
Das Umweltbundesamt sieht den Ausbau und die Dekarbonisierung bestehender Fernwärmenetze als Basis für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung und Verschränkung der Energiewende mit der Wärmewende. Die grüne Wasserstoffwirtschaft und deren Hochlauf sei das Fundament der Transformation insbesondere in der Industrie, Chemie, der Energiewirtschaft und Teilen des Verkehrs - wie dem Schiffs- oder Luftverkehr, hieß es weiter. Sie biete die Chance als Zukunftstechnologie für Innovation und Maschinenbau und könne für Europa und Deutschland mehr Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit schaffen. Für dieses Potential der Treibhausgasminderung brauche es in der Energiewende Planungssicherheit für Unternehmen und Privatpersonen.
"Diese Veränderungen bedeuten eine Kraftanstrengung für unser Land, öffnen jedoch zugleich die Tür zu zukunftsfähiger Wohlstandsentwicklung und reduzieren die Kosten, die ungebremster Klimawandel impliziert. Wir brauchen hierfür einen breiten gesellschaftlichen Rückhalt", sagte Messner. "Die Transformation darf nicht auf Kosten vulnerabler Gruppen erfolgen - soziale Härten müssen abgefedert werden. Zugleich benötigt die Wirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen für diesen Modernisierungsprozess."
Für unvermeidbare Restemissionen müssen laut UBA parallel Kohlenstoffsenken massiv aufgebaut werden. Als Senke sei dafür der Landnutzungs- und Landnutzungsänderungssektor (LULUCF) unverzichtbar. Er speichere große Menge von CO2, wenn Wälder und Moore intakt sind, die Landwirtschaft eine schonende Bodenbewirtschaftung wählt und langlebige Holzprodukte stärker in unserem Bauen genutzt werden.
Die Senkenleistung des Sektors werde geschützt und gestärkt, indem die Laubholzentnahme deutlich reduziert, der Walderhalt und klimaresiliente Waldumbau gefördert werden sowie die Wirtschaftlichkeit langlebiger Holzprodukte ermöglicht wird. Zur Emissionsreduktion leisteten die Wiedervernässung von trockengelegten Mooren und die Wasserstandoptimierung von Feuchtgebieten einen wesentlichen Beitrag, hieß es weiter.
Der LULUCF-Sektor hat mit dem aktuell vorgeschlagenen Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) die Chance auf einen Zielerreichungspfad gesetzt zu werden, so das Umweltbundesamt. In Kombination mit einem moderaten Hochlauf technischer Senken sei der Landnutzungssektor essentiell zur Zielerreichung.
Foto: Umweltbundesamt (Archiv), über dts Nachrichtenagentur



