Liebe Leser,
die Deutsche Börse hat die Erwartungen im 1. Halbjahr verfehlt. Um die selbst gesteckte Prognose noch zu erreichen, muss die Volatilität an den Aktienmärkten zunehmen. Zudem lastet die Affäre um angebliche Insiderkäufe von Vorstandschef Kengeter auf dem Unternehmen. Die Deutsche Börse wollte den bereinigten Überschuss um 10 bis 15% steigern. Im 1. Halbjahr waren es jedoch nur 7%. In absoluten Zahlen ist der Gewinn sogar um 53% eingebrochen, weil im Vorjahr ein Sondererlös aus dem Verkauf der Optionsbörse ISE an die NYSE verbucht werden konnte.
Die Insideraffäre um Börsen-Chef Kengeter wird zum Problemfall
Grund für die verhaltene Entwicklung ist die geringe Volatilität an den Börsen. Wachstumstreiber ist weiterhin die Abwicklungs- und Verwahrtochter Clearstream. Das verwaltete Vermögen stieg vor allem dank Zuflüssen aus den USA. Das anziehende Zinsniveau in den USA und die Weitergabe der Negativzinsen an die Kunden im Euroraum wirkten positiv. Außerdem profitiert die Deutsche Börse von den nicht in Schwung kommenden Brexit-Verhandlungen.
Die dadurch entstehende Unsicherheit stärkt den Frankfurter Finanzplatz gegenüber der Londoner City. Zum Problemfall wird die Insideraffäre um Börsen-Chef Kengeter. Er soll im Vorfeld der mittlerweile gescheiterten Verhandlungen mit der London Stock Exchange auf eigene Rechnung Aktien der Briten erworben und damit gegen geltendes Recht verstoßen haben. Die hessische Börsenaufsicht prüft derzeit die Zuverlässigkeit des Börsenchefs. Die Rufe nach einem Rücktritt werden lauter.
Ein Beitrag von Volker Gelfarth.