Am 10. September 2025 drangen gegen 23:30 Uhr fast zwanzig russische Drohnen in den polnischen Luftraum ein. Polen meldete insgesamt 19 Verletzungen und schoss mindestens acht dieser Fluggeräte ab.
Von Meinrad Müller
Premier Donald Tusk informierte das Parlament, dass es keine Verletzten gebe, ein Haus jedoch beschädigt worden sei. Der weißrussische (!) Generalstabschef Pawel Murawejko hatte zuvor Polen und Litauen ausdrücklich vor weiteren Flugobjekten gewarnt. Wegen einer GPS-Störung hätten sich die Drohnen „verirrt“. Am Folgetag erhöhte die NATO ihre Alarmbereitschaft.
Flugzeug mit von der Leyen Ziel von GPS-Störung
Nur wenige Tage zuvor, am 1. September, war ein Regierungsflugzeug mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an Bord in eine GPS-Störung geraten. Bulgarische Behörden machten Russland dafür verantwortlich, Brüssel bestätigte den Vorfall. Damit ist offensichtlich: Satellitennavigation kann nicht nur theoretisch gestört werden, sie wird ganz real ins Visier genommen. Ein Flugplan verschiebt sich, eine Landung verzögert sich, Piloten suchen neue Koordinaten und die Öffentlichkeit erfährt erst im Nachhinein, wie dünn das Eis tatsächlich ist. Hier geht es nicht um technische Spielereien, sondern um die Verletzlichkeit moderner Infrastruktur, die im Ernstfall binnen Minuten über Sicherheit oder Eskalation entscheiden kann.
GPS als Schwachstelle
Autos, Flugzeuge, Schiffe und Drohnen verlassen sich täglich auf die Signale der amerikanischen Satelliten. Doch die Technik ist angreifbar, denn die Signale sind schwach und leicht zu stören. Elektronische Kriegsführung arbeitet leise, unsichtbar und ohne Rauchfahnen, sie verschiebt Lagebilder und lässt Entscheidungen wanken. Ein kleiner Impuls reicht, und schon beginnt die Unsicherheit: Stimmen die Anzeigen, sind die Koordinaten zuverlässig, oder reagiert man auf ein Phantom? Wer sich allein auf Bildschirme verlässt, überlässt den Automatismen das Kommando. In dieser Grauzone wird es gefährlich, denn es sind nicht Maschinen, die Verantwortung tragen, sondern immer noch Menschen, die prüfen und abwägen müssen.
III. Weltkrieg verhindert
Genau diese Lektion schrieb die Geschichte im September 1983. In einem sowjetischen Bunker bei Moskau meldeten Bildschirme den Anflug amerikanischer Raketen. Das Protokoll verlangte sofortige Meldung an die Führung und den vorbereiteten Gegenschlag. Doch der diensthabende Offizier Stanislaw Petrow blieb ruhig. Er zweifelte an der Technik und vertraute seinem Verstand: Ein amerikanischer Erstschlag mit nur fünf Raketen ergab für ihn keinen Sinn.
Er drückte den „roten Knopf“ nicht, der Hunderte russischer Atomraketen in Marsch gesetzt hätte. Sonnenreflexe hatten die Sensoren getäuscht. Petrow rettete die Welt, ohne dass es die Öffentlichkeit erfuhr. Erst Jahre später wurde er bekannt, doch seine Haltung bleibt ein Maßstab: Technik liefert Daten, Menschen müssen entscheiden. Nur Besonnenheit verhindert Katastrophen.
Ukraine-Kontaktgruppe in London
Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte am 9. September eine Initiative über tausende Langstreckendrohnen im Wert von 300 Millionen Euro für die Ukraine an. Bundeskanzler Merz forderte zuvor die Aufhebung von Reichweitenbeschränkungen. Russische Hyperschallraketen erreichen Berlin in fünf Minuten, ganz ohne GPS und ohne Vorwarnung.
Nicht an der Zündschnur spielen wäre Gebot der Stunde.



